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DOI: 10.1055/s-2008-1075133
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Lungentransplantation - Welche Rolle spielt aspiriertes Pepsin bei der Abstoßungsreaktion?
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
07. Mai 2008 (online)
Neuerdings wird Magensaftaspiration als Risikofaktor für eine Abstoßungsreaktion diskutiert. R. Stovold et al. vermuten, dass aspiriertes Pepsin das Lungentransplantat schädigen und daher einen möglichen Biomarker für eine Abstoßungsreaktion darstellen könnte. Deshalb untersuchten die englischen Wissenschaftler, ob Pepsin in der broncho-alveolären Lavage (BAL) als Indiz für eine Magensaftaspiration einen Biomarker für akute Abstoßungsreaktion darstellt bzw. mit der Entwicklung eines Bronchiolitis-obliterans-Syndroms (BOS) in Zusammenhang steht. Am J Respir Crit Care Med 2007; 175: 1298-1303
Allogene Lungentransplantation stellt eine wichtige therapeutische Option für Patienten mit einer schweren kardiopulmonalen Erkrankung dar. Die Langzeitüberlebensrate bei Lungentransplantat-empfängern ist begrenzt durch die chronische Abstoßungsreaktion und die Entwicklung eines chronischen Bronchiolitis-obliterans-Syndroms (BOS). Über dessen Pathophysiologie ist noch wenig bekannt, außer dass häufige und schwere akute vaskuläre Abstoßungsreaktionen das Risiko erhöhen, ein BOS zu entwickeln. Erkannt wird eine Abstoßungsreaktion anhand der klinischen Symptomatik bzw. durch Lungenbiopsie. Anhand der Biopsie wird die Abstoßungsreaktion durch vaskuläre Faktoren und alloreaktive T-Zellen in Grade eingeteilt.
Die Wissenschaftler von der der University of Newcastle, England, untersuchten 36 lungentransplantierte Patienten, 17 Probanden mit chronischem Husten und 4 Gesunde als Kontrollen. Die Pepsinwerte wurden mittels ELISA gemessen, nachdem bei jedem Studienteilnehmer eine bronchoalveoläre Lavage durchgeführt worden war. Verglichen mit den Kontrollprobanden fanden sich erhöhte Pepsinwerte bei allen Patienten nach Lungentransplantation. Interessanterweise wurden deutlich erhöhte Pepsinwerte ab dem Auftreten einer akuten vaskulären Abstoßungsreaktion > Grad 2 gefunden.
#Bewertung
Diese Studie zeigt, dass neben immunologischen auch nicht immunvermittelte Mechanismen wie Magensaftaspiration und das darin enthaltene Pepsin eine pathophysiologische Rolle in der Abstoßungsreaktion nach Lungentransplantation spielen könnten. Pepsin stellt somit möglicherweise einen neuen Biomarker für pulmonale Abstoßungsreaktionen dar. Da gerade Lungentransplantierte durch ihre verringerte mukoziläre Clearance, Gastroparese und den herabgesetzten Hustenreflex als besonders empfindlich für Magensaftaspiration gelten, sollte bei ausgewählten Patienten eine Fundoplicatio in Betracht gezogen werden. |
Referiert und bewertet von Dr. Dominik Hartl, München