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DOI: 10.1055/a-2401-7010
Aus der Gutachtenpraxis: Berufsbedingte Kehlkopfkarzinome – ein Update
Update berufsbedingte KehlkopfkarzinomeFrom the Expertʼs Office: Occupational Laryngeal Carcinoma – an Update
Einführung
Die Assoziation von Kehlkopfkarzinomen mit beruflich einwirkenden Noxen ist in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus der Arbeitsmedizin gerückt. Dies hat im Laufe der Zeit zu einer schrittweisen Erweiterung der Anlage 1 der Berufskrankheiten-Verordnung (BKV) geführt, in der die sogenannten „Listen-Berufskrankheiten“ aufgeführt werden.
Die Exposition des Kehlkopfes gegenüber Kanzerogenen erfolgt entweder durch direkten Niederschlag von in der Atemluft enthaltenen Schadstoffen (z. B. schwefelsäurehaltigen Aerosolen) oder durch den mukoziliären Rücktransport von inhalierten Partikeln aus der Lunge (z. B. Asbest). Schadstoffassoziierte Karzinome betreffen daher typischerweise den inneren Kehlkopf.
Aufgrund der oft langen Latenzzeiten und des häufigen Vorkommens konkurrierender außerberuflicher Risikofaktoren (Nikotin!) beruht die Einführung berufsbedingter Tumorerkrankungen in der Regel auf dem epidemiologischen Nachweis einer Risikoverdoppelung [1]. Einzelne Berufskrankheiten definieren dazu Mindestanforderungen an Intensität und/oder Dauer einer Schadstoffexposition.
Die vorliegende Arbeit soll dem klinisch tätigen HNO-Arzt Hinweise auf eine möglicherweise vorliegende Berufskrankheit geben, deren Vorliegen dann – nach Verdachtsanzeige – durch die Träger der gesetzlichen Unfallversicherungen zu prüfen ist.
Publication History
Article published online:
08 November 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
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