Zeitschrift für Phytotherapie 2018; 39(02): 88
DOI: 10.1055/s-0043-122902
Buchbesprechung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Phytopharmacy - An evidence-based guide to herbal medicinal products

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Publication Date:
28 May 2018 (online)

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Der Blick über den Gartenzaun weitet nicht nur den eigenen Horizont, er vermittelt manchmal auch das befriedigende Gefühl, eigentlich macht es der Nachbar genauso wie ich auch. Das handliche Buch (14 × 21,5 cm) von vier Autoren der School of Pharmacy London bzw. Reading entspricht im Anliegen dem deutschen „Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka“, konzentriert sich aber als Nachschlagewerk auf Heilberufler (Ärzte, Apotheker, Krankenschwestern) und den mündigen Patienten. In gedrängter Form und entsprechend kleinem Druck werden sowohl Grundsätzliches als auch Spezielles zum Thema Phytotherapie aus britischer Sicht zusammengefasst, wobei dies die europäische Sichtweise weitgehend reflektiert.

Liest man die „Nutzungsanleitung“ sorgfältig, dann erschließt sich dem Leser auf ca. 380 Seiten ein Spektrum von vor allem in Großbritannien eingesetzten 115 Arzneipflanzen und Drogen mit einem durchgängig verwendeten Informationsrahmen. Der umfasst sowohl naturwissenschaftliche Charakteristika, wie Hauptinhaltsstoffe, botanische Namen bzw. gebräuchliche Synonyma und biologische Wirkungen als auch, und da liegt der Schwerpunkt, Daten zur klinischen Evidenz, zu Wechselwirkungen, Kontraindikationen, Toxizität und Dosierungen. Die Recherche der internationalen Literatur zu klinischen Studien mit den aufgeführten Drogen oder Arzneipflanzenzubereitungen ist aktuell und bietet die Grundlage für den fünfstufigen Bewertungsmaßstab zum Evidenzgrad, der von plausiblem Gebrauch bis hin zu zugelassenen Arzneimitteln auf der Basis von systematischen Übersichten und Metaanalysen reicht. Dazu wurden die Kriterien der Cochrane Collaboration herangezogen, die die Vergleichbarkeit der erhobenen Daten gewährleisten. Jedes Pflanzen- bzw. Drogenporträt wird mit relevanten und aktuellen Literaturverweisen abgeschlossen, die den voranstehenden Daten und Schlussfolgerungen auch den notwendigen wissenschaftlichen Hintergrund geben. Als Quintessenz ist für jede Droge innerhalb eines grau unterlegten Kastens zusammengefasst, was ein pflanzliches Arzneimittel charakterisiert: Indikation, Wirksamkeit und Sicherheit – kurz und knapp, auf einen Blick durch den Leser zu erfassen.

Ist das Buch auch vorrangig für den britischen Leser geschrieben, so entdeckt der Festlandseuropäer doch eine ganze Anzahl von Arzneipflanzen und Drogen, die nicht unbedingt zu seinem phytotherapeutischen Standardrepertoire gehören. Hier zeigt sich das multikulturelle Großbritannien mit Traditionen aus der TCM, der indischen oder afrikanischen Heilkunde. Nicht zuletzt diese Kapitel machen das vorliegende Handbuch so interessant, aber auch für eher bekannte Drogen findet man, systematisch geordnet, wichtige Informationen prägnant zusammengefasst.

Das Inhaltsverzeichnis ist knapp gehalten, es umfasst neben den lateinischen Namen der besprochenen Pflanzen sowie ihrer Synonyma nur noch die englischen Namen, Indikationen und andere Begriffe können leider nicht nachgeschlagen werden. Dem Format geschuldet, sind keine Abbildungen vorhanden – ein zwar oft für ähnliche Bücher beklagtes Faktum, aber das sollte keinen interessierten Leser vom Kauf dieses Kompendiums abhalten.

Prof. Dr. Matthias F. Melzig, Berlin