Laryngorhinootologie 2009; 88(9): 599
DOI: 10.1055/s-0029-1224111
Der interessante Fall

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Isolierte Aphagie bei Infarkt der dorsolateralen Medulla oblongata (Wallenberg-Syndrom)

Monosymptomatic aphagia from dorsolateral medullary infarction(Wallenberg syndrome)A. Goxhufi, C. Wittekindt, O. Guntinas-Lichius
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Publication Date:
23 July 2009 (online)

Einleitung

Alternierende Syndrome in Form ipsilateraler Ausfälle der im Hirnstamm lokalisierten Kerne der Hirnnerven III-XII in Kombination mit einer kontralateralen Hemiparese und/oder Hemihypästhesie sind pathognomonisch für Hirnstammläsionen. Das Wallenberg-Syndrom gehört zur Gruppe der alternierenden Hirnstammsyndrome (auch: dorsolaterales Medulla-oblongata-Syndrom) und ist eine besondere Form des Schlaganfalls, bei der ein Infarkt im Bereich der hinteren unteren Kleinhirnarterie (Arteria cerebelli inferior posterior, engl. Abkürzung PICA) vorliegt. Es trägt seinen Namen nach dem deutschen Neurologen Adolf Wallenberg, der schon 1895 eine detaillierte Beschreibung verfasste (Wallenberg A. Acute Bulbäraffection (Embolie der Art. cerebellar. post. inf. sinistr.?). Arch Psych Nervenheilkd 1895; 27: 504–540). Das Wallenberg-Syndrom beginnt häufig mit plötzlichem Schwindel, Nystagmus, Erbrechen, Dysphagie und Dysphonie sowie Singultus. Weitere mögliche Symptome sind ipsilateral: Horner-Syndrom mit Hemianhidrose, Sensibilitätsstörung des Gesichts, Gaumensegelparese und Hemiataxie, kontralateral: dissoziierte Sensibilitätsstörung. Die pharyngeale Schluckphase ist der am häufigsten betroffene Teil des Schluckaktes. In 90–100% der Fälle ist beim Wallenberg-Syndrom der im Hirnstamm gelegene Nucleus motorius nervi vagi, auch Nucleus ambiguus genannt (zuständig für Öffnung des oberen Ösophagussphinkters, Konstriktion des Kehlkopfeinganges), und der Nucleus motorius nervi trigemini sowie der Nucleus nervi hypoglossi (zuständig für Schluckreflextriggerung und Kehlkopfhebung) ausgefallen (Kim JS. Pure lateral medullary infarction: clinical-radiological correlation of 130 acute, consecutive patients. Brain 2003; 126: 1864–1872, Höling R. Schluckstörungen bei Wallenberg Syndrom, Störungsmuster und Outcome. Dissertation LMU München 2006: 1–78).

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