Laryngorhinootologie 2015; 94(08): 526-527
DOI: 10.1055/s-0035-1545316
Der interessante Fall
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Transnasale, intraläsionale Embolisation eines hochvaskularisierten Tumors der Frontobasis

Intralesional Embolization of a Highly Vascularized Paranasal Sinus Tumor
T. B. Steinbichler
1   Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Medizinische Universität Innsbruck, Department Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Hör-, Stimm- und Sprachstörungen, Innsbruck, Austria
,
A. Grams
2   Universitätsklinik für Neuroradiologie, Medizinische Universität Innsbruck, Department Radiologie, Innsbruck, Austria
,
F. Kral
1   Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Medizinische Universität Innsbruck, Department Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Hör-, Stimm- und Sprachstörungen, Innsbruck, Austria
,
H. Riechelmann
1   Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Medizinische Universität Innsbruck, Department Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Hör-, Stimm- und Sprachstörungen, Innsbruck, Austria
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Publication History

Publication Date:
23 April 2015 (online)

Falldarstellung

Wir berichten von einem 58-jährigen, männlichen Patienten, der sich in unserer Ambulanz mit Rhinorrhoe, Epiphora und Hypästhesie der rechten Wange seit 3 Monaten vorstellte. 5 Jahre zuvor war bei dem Mann ein Nierenzellkarzinom diagnostiziert und mit partieller Nephrektomie therapiert worden. Seither bestand eine Vollremission.

Die HNO-ärztliche Untersuchung zeigte einen irregulären Tumor der rechten Nasenhaupthöhle mit purulentem Sekret. Die ophthalmologische Untersuchung ergab einen Exophthalmus von 4 mm rechts, aber keine Diplopie oder Visusminderung. Eine kontrastmittelunterstützte CT Untersuchung der Nasennebenhöhlen zeigte einen destruierenden Tumor der rechten Kieferhöhle mit Ausdehnung in die Nasenhaupthöhle und Infiltration der Orbita und der vorderen Siebbeinzellen ([Abb. 1]). Auch fand sich in der durchgeführten CT Untersuchung des Körperstamms kein Hinweis für weitere Metastasen oder eine lokoregionäres Rezidiv des Primärtumors. Eine zusätzlich durchgeführte MRT Untersuchung führte zu keiner wesentlichen Befunderweiterung und konnte eine Dura Infiltration ausschließen ([Abb. 2]).

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Abb. 1 CT mit Kontrastmittel in koronarer Schichtung.
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Abb. 2 Koronares, T1 gewichtetes MRT des Schädels mit Gadolinium.

Daraufhin wurde eine Probepunktion des Tumors in Lokalanästhesie durchgeführt. Bei der Probenentnahme kam es zu einer massiven Blutung die durch eine Nasentamponade gestillt werden musste. Als Folge der Blutung sank der Hb-Wert von 14,3 g/dl auf 10,3 g/dl. Die histologische Untersuchung zeigte eine Metastase des bekannten klarzelligen Nierenzellkarzinoms. Weitere immunhistochemische Untersuchungen auf Cytokeratin AE1/3, CD10 und CA IX bestätigten den Befund (Pramick M. et al., Ann Diagn Pathol. 2013; 17: 437–440).

Aus prognostischen Gründen wurde auch der Ki-67 Proliferationsindex bestimmt, der zwischen 30–40% lag.

Mit diesen Befunden wurde der Patient im interdisziplinären Kopf- Hals- Tumorboard vorgestellt, wo der Rat zur Resektion der Metastase gegeben wurde.

Aufgrund der schweren Blutungskomplikation während der Probenentnahme, sollte eine präoperative Embolisation des Tumors durchgeführt werden.

Eine Angiografie zeigte eine gute Vaskularisation des Tumors, sowohl von Ästen der A. carotis externa als auch der A. carotis interna.

Die oberen zwei Drittel des Tumors wurden von Ästen der A. sphenopalatina versorgt und konnten konventionell angiografisch nach superselektiver Katheterisierung der A. maxillaris mithilfe von Coils und PVA(Polyvinylalkohol) – Partikeln embolisiert werden. Das untere Drittel des Tumors wurde von Ästen der A. ophthalmica versorgt. Aufgrund des erhöhten Risikos von ischämischen, zerebralen und ophthalmologischen Komplikationen wurde auf eine konventionelle Embolisation des unteren Drittels des Tumors verzichtet. Da es aber im Rahmen einer Probenentnahme bereits zu einer lebensbedrohlichen Blutung kam, wurde das Prozedere erneut mit den interventionellen Radiologen besprochen und eine transnasale, intraläsionale Embolisation des Tumors entschieden. Dieses in der Literatur noch wenig beschriebene Verfahren ermöglicht eine risikoarme Embolisation von Tumoren der Frontobasis die über die A. carotis interna versorgt werden.