Gesundheitswesen 2021; 83(08/09): 750
DOI: 10.1055/s-0041-1732721
Freitag 24.09.2021
Vorträge

Behandlungsfade in GKV-Routinedaten: Status-Quo der Screening-Inanspruchnahme beim Gebärmutterhalskrebs vor Einführung des HPV-Tests

D Horenkamp-Sonntag
1   Techniker Krankenkasse, Versorgungsmanagement, Hamburg, Deutschland
,
EM Bitzer
2   Pädagogische Hochschule Freiburg, Public Health & Health Education, Freiburg im Breisgau, Deutschland
,
S Geyer
3   Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische Soziologie, Hannover, Deutschland
› Institutsangaben
 
 

    Einleitung Seit dem 01.01.2020 wird in Deutschland ein neu organisiertes Gebärmutterhalskrebsscreening-Programm umgesetzt, das ein Einladungsverfahren für Frauen im Alter von 20-65 J. und zusätzlich zum bisherigen PAP-Abstrich einen HPV-Test für alle Frauen ab 35 J. beinhaltet. Dadurch sollen anspruchsberechtigte Frauen besser erreicht und die Qualität und Wirksamkeit der Früherkennung weiter verbessert werden.

    Methoden Um mögliche Auswirkungen der Richtlinienänderung beurteilen zu können, wurde der aktuelle Status quo unter adäquater Berücksichtigung der Nicht-Teilnehmerinnen untersucht. Datengrundlage sind sektorenübergreifende GKV-Routinedaten (n = 10 Mio. TK-Versicherte).

    Ergebnisse Die Teilnahmerate an der Früherkennung mittels PAP-Abstrich bei Frauen ≥ 20 J. mit durchgängigem Versicherungsverhältnis beträgt im Mittel 78,1%. Dabei liegt die jährliche Inanspruchnahme (4x inner-halb von vier Jahren) bei 26,4% (0x 21,9%, 1x 12,6%,2x 15,6%, 3x 21,7% und >4x 1,8%), wobei der Anteil in den ostdeutschen Regionen wesentlich höher liegt. Bei Subgruppenanalysen anhand des neunstelligen Tätigkeitsschlüssels zeigt sich mit Zunahme des Bildungsniveaus eine Erhöhung der Teilnahmerate. Nicht-Teilnehmerinnen sind im Mittel 12,4 Jahre älter und haben weniger Kontakte zu Gynäkologen (99,8% vs. 10,9%) und Hausärzten (94,9% vs. 86,1%).

    Fazit Mit GKV-Routinedaten lassen sich Behandlungspfade im zeitlichen Verlauf detailliert nachzeichnen. Damit können Art und Umfang von Screening-Inanspruchnahmen unter adäquater Berücksichtigung der Nicht-Teilnehmerinnen detailliert gemessen sowie nach Region, Alter und Bildung ausdifferenziert werden. Da die Nicht-Teilnehmerinnen die Hälfte aller Gebärmutterhalskrebsfälle ausmachen, sollten Ansätze zur Erhöhung der Teilnahmerate vor allem auf diese Frauen fokussieren.


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    02. September 2021

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