Klin Monbl Augenheilkd 2022; 239(07): 886-893
DOI: 10.1055/a-1709-6152
Übersicht

Schwerpunkt Ophthalmopathologie Orbitainfektion: vom Hordeolum bis zur nekrotisierenden Fasziitis

Article in several languages: deutsch | English
Julia M. Weller
1   Augenheilkunde, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland
,
Elisabeth Messmer
2   Augenklinik, Ludwig-Maximilians-Universität München, Medizinische Fakultät, Deutschland
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Zusammenfassung

(Peri)orbitale Infektionen umfassen ein weites Spektrum vom klinisch häufigen Hordeolum bis zur seltenen, aber bedrohlichen nekrotisierenden Fasziitis. Im ophthalmopathologischen Labor machen diese Entitäten dennoch einen relativ kleinen Anteil der Diagnosen aus, was vor allem daran liegt, dass (peri)orbitale Infektionen i. d. R. klinisch – ggf. mit Unterstützung der Radiologie und Mikrobiologie – diagnostiziert werden. In dieser Arbeit wird exemplarisch an einigen Diagnosen die Rolle der ophthalmopathologischen Diagnostik bei (peri)orbitalen Infektionen aufgezeigt. Das infektiöse Hordeolum sollte vom nicht infektiösen Chalazion differenziert werden. Hinter einer nodulären Lidverdickung, die als Chalazion eingeordnet und behandelt wird, kann sich eine maligne Neoplasie verbergen. Die Kanalikulitis wird klinisch häufig erst verzögert korrekt diagnostiziert und behandelt. Histologisch können hier sowohl der Erreger Actinomyces als auch Dakryolithen dargestellt werden. Die nekrotisierende Fasziitis ist eine fulminant verlaufende Infektion der Faszien und kann zu Nekrosen und reduziertem Allgemeinzustand bis hin zu Sepsis und Tod führen. Im Rahmen der SARS-CoV-2-Pandemie kam es vor allem in Indien gehäuft zu Mukormykose-Fällen. Diese Superinfektion wird durch Immunsuppression und Steroideinsatz begünstigt. Histologisch ist die Mukormykose durch eine Infiltration der Gefäßwände durch die Schimmelpilze gekennzeichnet. Die Ophthalmopathologie kann zur Diagnostik und dem Verständnis der zugrunde liegenden Pathophysiologie dieser Erkrankungen beitragen.



Publication History

Received: 27 November 2021

Accepted: 27 February 2022

Article published online:
20 July 2022

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