Gefäßmedizin Scan - Zeitschrift für Angiologie, Gefäßchirurgie, diagnostische und interventionelle Radiologie 2023; 10(02): 149-164
DOI: 10.1055/a-2073-2291
CME-Fortbildung

Spezifische Pharmakotherapie bei intrazerebralen Blutungen unter oraler Antikoagulation

Ida Rangus
1   Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie und Center for Stroke Research Berlin, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
,
Regina von Rennenberg
2   AG Klinische Schlaganfallforschung, Klinik für Neurologie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
3   Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), Bonn, Deutschland
,
2   AG Klinische Schlaganfallforschung, Klinik für Neurologie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
4   Berlin Institute of Health (BIH), Berlin, Deutschland
5   Deutsches Zentrum für Herz-Kreislaufforschung e.V. (DZHK), Berlin, Deutschland
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Intrazerebrale Blutungen (ICB) gehen mit einer hohen Mortalität und Morbidität einher. Insbesondere die ICB unter oraler Antikoagulation (OAK) stellt eine therapeutische Herausforderung dar. Bei einer OAK-assoziierten ICB ist ein wesentliches Therapieziel die Wiederherstellung der Hämostase. Dieser Übersichtsartikel beschreibt die Indikationen, Anwendung und Wirksamkeit der spezifischen Gegenmittel bei ICB unter OAK anhand der aktuellen Literatur.

Kernaussagen
  • Patienten, die eine intrazerebrale Blutung (ICB) unter Vitamin-K-Antagonisten (VKA) bei einer INR (= International Normalized Ratio) > 1,2 erleiden, sollten Prothrombin-Komplex-Konzentrat (PPSB) (je nach INR-Wert, mindestens 30 U/l) und Vitamin K 10 mg i. v. erhalten.

  • Patienten mit ICB unter Dabigatran können Idarucizumab erhalten (2 × 2,5 g i. v.).

  • Bei einer intrazerebralen Blutung unter den FXa-Hemmern Rivaroxaban und Apixaban kann eine Antagonisierung mit Andexanet alfa erwogen werden.

  • Die Dosierung von Andexanet alfa richtet sich nach dem Zeitpunkt der letzten Einnahme und Tagesdosis des Antikoagulans. Alternativ kann eine Antagonisierung mit PPSB (50 U/kgKG) erwogen werden.

  • Für Patienten mit intrakraniellen Blutungen unter dem FXa-Hemmer Edoxaban steht keine spezifische zugelassene Therapie zur Verfügung. Es kann eine Antagonisierung mit PPSB (50 U/kgKG) erwogen werden.

  • Bei hohem Rezidivrisiko für eine intrazerebrale Blutung kann bei Patienten mit Vorhofflimmern alternativ die Implantation eines Vorhofohrokkluders erwogen werden.



Publication History

Article published online:
30 June 2023

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