Neurologie up2date 2024; 07(03): 245-264
DOI: 10.1055/a-2140-9769
Schlafstörungen

Parasomnien

Simon J. Schreiner
,
Ambra Stefani

Parasomnien treten plötzlich aus dem Schlaf heraus auf und müssen von epileptischen Anfällen sowie anderen Bewegungen im Schlaf abgegrenzt werden. Form und Ausprägung bestimmen das Ausmaß der psychischen, sozialen oder auch forensischen Bedeutung. Die Ursachen sind heterogen und reichen von medikamentösen Nebenwirkungen bis zu neurodegenerativen Erkrankungen. Darum ist eine sorgfältige schlafmedizinische Abklärung essenziell, wenn jemand im Schlaf auffälliges Verhalten zeigt.

Kernaussagen
  • Parasomnien sind häufige, unerwünschte Erscheinungen des Schlafs, die zu Verletzungen führen können.

  • Parasomnien sind in der Schlafphysiologie verankert, weshalb entsprechende Kenntnisse für ein Verständnis dieser Erkrankungen erforderlich sind.

  • Eine Abgrenzung gegenüber Schlafapnoe, schlafgebundenen Bewegungsstörungen oder schlafgebundenen epileptischen Anfällen ist nicht immer einfach.

  • Eine schlafmedizinische Abklärung, in der Regel unter Hinzuziehen von Schlaflabordiagnostik wie Video-Polysomnografie, ist entscheidend für Diagnose und Therapie.

  • Wir unterscheiden NREM- von REM-Parasomnien sowie weitere Varianten ohne klare Zuordnung.

  • NREM-Parasomnien beinhalten die Arousalstörungen und die schlafassoziierte Essstörung.

  • Arousalstörungen (Pavor nocturnus, verwirrtes Erwachen, Schlafwandeln) beginnen im Kindesalter und sind bei Erwachsenen viel seltener; Sie gehen mit einer Instabilität des Tiefschlafs einher und treten in dieser Schlafphase zu Beginn der Nacht auf.

  • Bei der schlafassoziierten Essstörung werden oft große Mengen und ungesunde Formen von Nahrung nachts verzehrt, mit entsprechenden gesundheitlichen Folgen.

  • REM-Parasomnien (wiederkehrende isolierte Schlafparalyse, Albtraumstörung, REM-Schlaf-Verhaltensstörung) haben gemischte Ursachen.

  • Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD) beginnt typischerweise nach dem 50. Lebensjahr und gilt mittlerweile als Prodromalstadium einer neurodegenerativen Erkrankung, meistens Morbus Parkinson oder Demenz mit Lewy-Körperchen, weshalb eine sorgfältige Diagnostik und einfühlsame Patientenedukation erforderlich sind.



Publication History

Article published online:
09 September 2024

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