Dtsch Med Wochenschr 2024; 149(11): 601
DOI: 10.1055/a-2160-1337
Editorial

Maligne Lymphome

Lymphom
Oliver Weigert

Maligne Lymphome sind die größte Gruppe hämatologischer Tumore und machen mehr als 5% aller Krebserkrankungen aus. Eine besondere Herausforderung stellen die Vielzahl an Entitäten und Unterformen sowie die unterschiedlichen klinischen Verläufe dar. Besondere Schwierigkeiten bereiten insbesondere rezidivierte und refraktäre Fälle. Gleichzeitig eröffnen sich zunehmend neue und innovative Möglichkeiten in Diagnostik und Therapie. In der aktuellen Ausgabe der DMW möchten wir Ihnen die neuesten Entwicklungen anschaulich und praxisnah vermitteln.

Ein wesentlicher Grundpfeiler in der Betreuung unserer Patient*innen ist die korrekte und zuverlässige histopathologische Lymphom-Diagnose. Die international anerkannte WHO-Klassifikation war ein historischer Meilenstein. Die grundlegende Bedeutung einer einheitlichen Klassifikation und Nomenklatur reicht von der Vergleichbarkeit klinischer Studien bis hin zum spezifischen Zulassungstext von Medikamenten. Aktuell sehen wir uns leider wieder mit der Situation konfrontiert, dass 2 parallel existierende Lymphom-Klassifikationen vorliegen: die 5. Auflage der WHO-Klassifikation (WHO-HAEM5) und die „International Consensus Classification“ (ICC), beide mit vielen Gemeinsamkeiten, aber auch einigen Unterschieden. Daher ist die Kenntnis beider Klassifikationen für die klinische Praxis unerlässlich. Die Kolleginnen Hartmann und Rudelius erörtern beide Klassifikationen mit einem Fokus auf die wesentlichen, klinisch relevanten Änderungen im Vergleich zur Vorklassifikation.

Neue Einblicke in die Biologie maligner Lymphome haben zur Entwicklung zahlreicher molekular zielgerichteter Therapien geführt. Der Beitrag von Hellmuth et al. bietet einen Überblick über therapeutische Innovationen in diesem Bereich und erläutert den Einsatz dieser Therapeutika, ausgehend vom Wirkmechanismus bei malignen B- und T-Zell-Lymphomen mit einem Fokus auf bereits zugelassene Medikamente.

Die Einführung von bispezifischen T-Zell-rekrutierenden Antikörpern und der adoptiven Immuntherapie mit CAR-T-Zellen gehört zweifellos zu den spannendsten Entwicklungen in der Lymphom-Therapie. Im Artikel von Bücklein et al. werden die wichtigsten neu zugelassenen Behandlungsstrategien vorgestellt, die bereits zu grundlegenden Veränderungen in den Therapie-Algorithmen sowohl für aggressive als auch für indolente Lymphome geführt haben.

Abschließend gibt der Beitrag von Alig et al. einen Überblick über interessante diagnostische und therapeutische Neuerungen, die zwar noch nicht in der Routine etabliert sind, jedoch das Potenzial haben, die Behandlung maligner Lymphome in naher Zukunft entscheidend zu beeinflussen.

Ergänzend sei darauf hingewiesen, dass weiterführende Informationen, insbesondere zu klinischen Studien, über das Kompetenznetzwerk maligne Lymphome, KML (www.lymphome.de) und die German Lymphoma Alliance, GLA (www.german-lymphoma-alliance.de) abrufbar sind.

Insgesamt bietet dieses DMW-Dossier einen umfassenden Überblick über die aktuellen und künftigen Entwicklungen in der Diagnostik und Therapie maligner Lymphome. Ich wünsche Ihnen eine informative und gewinnbringende Lektüre.

Oliver Weigert



Publication History

Article published online:
15 May 2024

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