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DOI: 10.1055/s-0028-1117282
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Radioisotope in der Medizin
Einige Beispiele zur Anwendung künstlich radioaktiver Isotope in der praktischen und theoretischen Medizin unter besonderer Berücksichtigung aktueller diagnostischer und therapeutischer Probleme der Klinik (Schluß1) 1 Vgl. Dtsch. med. Wschr. 77 (1952), Nr. 45 und 46 dieses Jahrgangs.Publication History
Publication Date:
05 May 2009 (online)
Zusammenfassung
Es wird eine Übersicht über die Anwendungsmöglichkeiten radioaktiver Isotope in der praktischen und theoretischen Medizin gegeben.
Die Radio-Isotope bieten grundsätzlich große Möglichkeiten für Therapie und Diagnose. Der Schwerpunkt liegt jedoch zur Zeit nicht in der praktischen Medizin, sondern in der Grundlagenforschung.
Die Anwendung radioaktiver Isotope hat zu einer ganz außerordentlichen Erweiterung unserer Kenntnisse der biochemischen Zusammenhänge, vor allem über den intermediären Kohlehydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel geführt. Fraglos werden diese zunächst rein theoretischen Einsichten eines Tages neue diagnostische und therapeutische Möglichkeiten eröffnen.
Im ersten Kapitel dieses Berichtes werden die zur Zeit bekannten diagnostischen Anwendungen von Radio-Isotopen besprochen.
1. Es ist möglich, nach oraler Gabe von Ca45CO3 aus dem Harn genaue Angaben über die HCl-Produktion des Magens zu machen, ohne daß der Magenschlauch erforderlich ist. Die so gewonnenen Werte sind frei von den Fehlern, welche bei psychisch labilen Personen als Folge der Einführung des Magenschlauches auftreten.
2. Durch perorale Zufuhr von radioaktiv markierten Eiweißkörpern lassen sich unter ganz bestimmten Bedingungen wertvolle Aussagen über die Verdauungs- und Resorptionsverhältnisse von Patienten machen.
3. Werden Gallenwegs-Kontraststoffe durch γ-Strahler markiert (Oeser), so lassen sich wichtige Aufschlüsse über die Gallenblasenentleerung erhalten. Jede Strapazierung des Patienten durch große Mengen von Gallenkontraststoffen fällt dabei fort.
4. In der Schilddrüsenklinik erlaubt die Anwendung von radioaktivem Jod eine Aussage über den Funktionszustand der Schilddrüse. Diese Methode bedarf aber der Ergänzung durch die Grundumsatzbestimmung. Dazu werden nähere Angaben gemacht. Schilddrüsenkrebsmetastasen lassen sich von außen lokalisieren. In der Therapie des Schilddrüsenkrebses sind erhebliche Fortschritte erzielt worden.
5. Die Radiokardiographie (Prinzmetal) verspricht für die Herzklinik von Bedeutung zu werden.
6. Die Aufdeckung von Bronchialstenosen mittels radioaktiv markierter Atemluft wurde in dieser Klinik in Angriff genommen, Ziel ist eine möglichst frühe Diagnose von Bronchial-Karzinomen ohne Strapazierung des Kranken.
Im zweiten Kapitel dieses Berichtes wird auf die derzeitige Lage in der therapeutischen Anwendung von Radio-Isotopen eingegangen:
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Bei der Behandlung der Polyzythämie ist Radio-Phosphor das Mittel der Wahl. Bei der Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen sind erhebliche Fortschritte erzielt worden.
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Die im Prinzip mögliche Verwendung radioaktiver Isotope zu einer großzügigen Therapie von Tumoren steht noch aus. Die Schwierigkeiten liegen bei der dauerhaften und selektiven Lokalisation der Radio-Isotope im entarteten Gewebe. Mit gutem Erfolg sind in dieser Hinsicht große Anstrengungen unternommen worden.
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Auf die therapeutische Bedeutung schneller Elektronen (Betatron), von Bestrahlungskanonen mit Radio-Isotopen von Kg-Radium-Äquivalenten und auf den Stand der Anwendung von Neutronenstrahlen wird eingegangen.
Schließlich werden einige Beispiele zur Grundlagenforschung aus der eigenen Arbeit besprochen:
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Es gelang die Messung der Neubildungsrate einzelner, getrennter Serumeiweißfraktionen nach oraler Gabe von S35-Methionin.
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Die Transportfunktion einzelner Serum-Eiweiß-Fraktionen für Phosphatide und organische Jodverbindungen wurde untersucht. Das entwickelte Verfahren gestattet eine Untersuchung unter Bedingungen, welche den „In-vivo”-Bedingungen prinzipiell näherstehen als bei dem Verfahren nach Tiselius. Bei den Phosphatiden konnte lediglich eine sehr lockere Bindung an die Albumine nachgewiesen werden. Sie wandern bei der Elektrophorese überwiegend mit den Albuminen, im Gegensatz zu bisherigen Anschauungen.
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Der Mechanismus des Einbaus von Radio-Phosphor in menschliche Erythrozyten und seine fortschreitende Beteiligung am Kohlenhydrat-Stoffwechsel der Erythrozyten wurde untersucht.
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Auf einige weitere Anwendungsmöglichkeiten der Papier-Elektrophorese wird hingewiesen.