Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11(02): 149-150
DOI: 10.1055/s-0036-1580196
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Referat – Glykämische Kontrolle unter Peglispro vs. Insulin Glargin

Robert Ritzel
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Publication Date:
07 July 2016 (online)

Hintergrund: Viele Patienten mit Typ-2-Diabetes erreichen trotz Anwendung eines Basalinsulins plus orale Antidiabetika keine ausreichende glykämische Kontrolle. Gründe hierfür sind u.U. die Angst vor einer Hypoglykämie oder eine Gewichtszunahme. Buse et al. haben bei Patienten mit Typ-2-Diabetes das Basalinsulin Peglispro mit Insulin Glargin in Bezug auf die Wirksamkeit und Sicherheit verglichen.

Methoden: An der randomisierten, 52-wöchigen Open-Label-Studie nahmen erwachsene Patienten mit einem durchschnittlichen HbA1c-Wert von 7,42 % teil, die aktuell mit einem Basalinsulin behandelt wurden. Die Studie fand an 65 Studienzentren in 8 Ländern statt. Die Patienten erhielten nach Randomisierung entweder das Basalinsulin Peglispro (n = 307) oder Insulin Glargin (n = 159). Primärer Endpunkt war die Änderung der HbA1c-Werte zwischen Studienbeginn und Woche 26. Patienten aus der Peglispro-Gruppe erhielten im Vergleich zu solchen aus der Insulin-Glargin-Gruppe sowohl in Woche 26 als auch in Woche 52 höhere Basalinsulindosen.

Ergebnisse: Nach 26 Wochen war die Reduktion der HbA1c-Werte unter dem Basalinsulin Peglispro größer als unter Insulin Glargin (–0,82 vs. –0,29 %; p < 0,001). Die stärkere Verringerung von HbA1c durch Peglispro konnte bis zur Woche 52 aufrechterhalten werden. Mehr Patienten aus der Peglispro-Gruppe erreichten einen HbA1c-Wert < 7 % in den Wochen 26 und 52 (p < 0,001). Die Autoren stellten im Fall der Peglispro-Gruppe gegenüber der Insulin-Glargin-Gruppe eine um 60 % niedrigere nächtliche Hypoglykämierate fest. Zudem erreichten unter Peglispro mehr Patienten einen HbA1c-Wert < 7 % ohne nächtliche Hypoglykämie in den Wochen 26 und 52 (p < 0,001), und die Gesamt-Hypoglykämieraten waren nach 52 Wochen geringer (p = 0,03). In den Wochen 26 und 52 ging eine Behandlung mit Peglispro vs. Insulin Glargin mit einer niedrigeren Glukosevariabilität (p < 0,01) sowie höheren Triglyzerid- und Aminotransferasewerten (p < 0,05) einher. Der Leberfettgehalt nahm bei einem Vergleich von Peglispro und Insulin Glargin gegenüber Studienbeginn zu (bei stabilen Niveaus zwischen der 26. und 52. Woche) (p < 0,001). In Bezug auf behandlungsbezogene unerwünschte Ereignisse waren beide Gruppen vergleichbar, mit Ausnahme von häufigeren Erkrankungen der Haut sowie des subkutanen Gewebes unter Peglispro.

Folgerung: Typ-2-Diabetiker, die auf das Basalinsulin Peglispro umgestellt wurden, erreichten nach 26 Wochen gegenüber Patienten unter Insulin Glargin eine signifikant stärkere Reduktion der HbA1c-Werte. Dieser Effekt hatte Bestand bis in Woche 52. Der Einsatz von Peglispro ging zudem mit einem niedrigeren nächtlichen Hypoglykämierisiko und Gesamt-Hypoglykämierisiko sowie mit einer verringerten Glukosevariabilität einher.

Dr. Frank Lichert, Weilburg