Laryngorhinootologie 2017; 96(08): 510-511
DOI: 10.1055/s-0043-105198
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Präoperative Beratung mit früherer Entlassung nach Laryngektomie assoziiert

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Publication Date:
29 August 2017 (online)

Shenson JA et al. Effect of Preoperative Counseling on Hospital Length of Stay and Readmissions after Total Laryngectomy. Otolaryngol Head Neck Surg 2017; 156: 289–298

Die totale Laryngektomie verursacht hohe Krankheitskosten. Diese korrelieren direkt mit der stationären Verweildauer. Häufige Rehospitalisierungen und die hohe Inanspruchnahme von Notaufnahmen sind wesentliche Kostentreiber. Ein präoperatives Beratungsgespräch kann sich offenbar positiv auf die Liegedauer auswirken und damit zur Kostendämpfung beitragen. Das legen die Ergebnisse einer unizentrischen Studie der Stanford University nahe.

J. A. Shenson et al. registrierten eine Verkürzung der stationären Verweildauer ohne einen Anstieg der Wiederaufnahmerate oder der Konsultationen von Notaufnahmen zu verzeichnen. Ihre Beobachtungen basieren auf der retrospektiven Auswertung der Daten von 116 total laryngektomierten Patienten. 55 von ihnen (48 %) hatten an einem präoperativen Beratungs- und Aufklärungsgespräch teilgenommen. Dieses fand in Form einer 1-stündigen Gruppensitzung unter der Leitung eines geschulten Sprachtherapeuten statt. Die Patienten erhielten vielfältige Informationen zu krankheits- und operationsrelevanten Aspekten: Operationstechniken, physiologische Veränderungen, Nachsorgemaßnahmen, Kommunikationsoptionen, Stomamanagement, psychische Folgen und Möglichkeiten des Selbstmanagements wurden thematisiert. Hauptziel der Studie war der Nachweis eines potenziellen Zusammenhangs zwischen Beratungsgespräch einerseits und der Dauer des stationären Aufenthalts, der Inanspruchnahme von Notaufnahmen und der Häufigkeit von Wiederaufnahmen innerhalb von 30 Tagen nach der Entlassung. Des Weiteren suchten die Autoren nach diesbezüglichen Prädiktoren.

Die stationäre Verweildauer betrug im Schnitt 7 Tage. Teilnehmer der Beratungssitzung konnten 2,4 Tage (7,5 vs. 9,9 Tage) früher entlassen werden als Nichtteilnehmer. Die multivariate Regressionsanalyse bestätigte 3 unabhängige Prädiktoren für die Aufenthaltsdauer:

  • Teilnahme an der präoperativen Beratungssitzung (-3,1 Tage)

  • Hohe Erfahrung des Operateurs, „High-Volume-Operateur“ mit Fallzahl >20 (–5,4 Tage)

  • Auftreten von postoperativen Komplikationen (+6,5 Tage).

11 bzw. 13 Patienten mussten erneut stationär aufgenommen werden. Die Gesamtrehospitalisierungsrate betrug 20,6 %. Häufigste Gründe waren Wundinfektionen, Fisteln und Blutungen. Das Risiko für die Wiederaufnahme war signifikant erhöht, wenn die totale Laryngektomie als Rettungstherapie erfolgte oder wenn postoperative Komplikationen auftraten.

Fazit

Eine umfassende Beratung und Aufklärung vor totaler Laryngektomie bietet eine sichere und kostengünstige Option, die stationäre Verweildauer zu verkürzen, die Versorgungsqualität zu verbessern und Kosten einzusparen. Patienten mit hohem Wiederaufnahmerisiko sollten postoperativ engmaschiger überwacht werden. Wie sich dieses Konzept in der Praxis umsetzen lässt, werden größere Studien zeigen müssen, so die Autoren.

Renate Ronge, Münster