Laryngorhinootologie 1980; 59(8): 477-484
DOI: 10.1055/s-2007-1008888
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Betrachtungen zur Wirksamkeitsmessung antivertiginöser Medikamente anhand zweier Standardpräparate und eines neu entwickelten Psychopharmakons

Considerations about Methods to Test the Effectiveness of Anti-vertiginous DrugsH. Scherer, J. Bschorr†
  • HNO-Klinik der Universität München (Direktor: Prof. Dr. H. H. Naumann)
* Vomex A®** Bellafolin*** Versuchspräparat Fa. Thomae
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Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Bei der Prüfung antivertiginöser Medikamente (Diphenhydramin*, L-Hyoscyamin**, PB 795***) wurden interessante Hinweise auf das Aufwands-Nutzungs-Verhältnis der bei der Prüfung verwendeten Methoden gefunden. Ein thermischer Dauerreiz läßt den Zeitpunkt, die Art und die Geschwindigkeit des Wirkungseintritts eines Medikaments auf den Nystagmus besser ablesen, als dies mit einem wiederholten rotatorischen Reiz möglich ist. Von den Untersuchungsmethoden, die sich mit den Symptomen einer Kinetose beschäftigen, ist die technisch einfachste, die Messung der Schweißsekretion von der Stirnhaut, die zuverlässigste. Eine Gewöhnung tritt hier in nur unwesentlichem Maße auf. Dagegen ist die Erfassung von subjektiven Symptomen mit einem Symptomenschlüssel und die Messung des Psychogalvanischen Hautreflexes mit einer deutlichen Gewöhnung an den Reiz verbunden, wodurch die Aussagekraft beeinträchtigt ist. Von den untersuchten Medikamenten wies Diphenhydramin die beste Wirksamkeit auf. Das Präparat ist wegen des schnellen Wirkungseintritts bei intravenöser Applikation als Notfallpräparat z.B. im Menière-An-fall sehr gut geeignet. Das Belladonna Alkaloid L-Hyoscyamin ist gut geeignet, wenn eine Sedierung unerwünscht ist. PB 795, ein Psychopharmakon, weist eine gute Wirkung auf, hat jedoch in Form von Akkommodationsstörungen beträchtliche Nebenwirkungen, so daß es für die Behandlung von Reisekrankheiten nicht in Betracht kommen dürfte.

Summary

The testing by different methods of the effectiveness of three anti-vertiginous drugs (Diphenhydramin*, L-Hyoscyamin**, and PB 795***) has also yielded interesting results concerning the benefit - cost ratio of the methods employed. Sustained the-mal stimulation enables better observation of the kind of effect produced by a drug on the nystagmus, the onset and development of this effect, than repeated rotatory stimuli. From among methods employed in testing motion-sickness symptoms the measuring of perspiration on a definite area of the forehead has proved simplest and most reliable. Habituation is negligible, whereas it is marked during analysis of subjective symptoms and when psycho-galvanic skin reflexes are measured. Diphenhydramin proved more effective than the other drugs tested. Its rapid effect in the form of intravenous injection makes it very suitable for emergency situations such as the treatment of Menierè's attack. L-Hyoscyamin is suitable when sedation is undesirable. PB 795, a anti-depressant is effective but produces disturbance of accomodation as a side effect, so that it appears unsuitable for treating motion-sickness.

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