Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1995; 30(5): 268-275
DOI: 10.1055/s-2007-996491
Übersicht

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Anästhesie mit niedrigem Frischgasfluß in der klinischen Routine

Clinical Application of Low-Flow Anaesthesia TechniquesS. Hargasser, L. Mielke, E. Entholzner, R. Hipp
  • Institut für Anästhesiologie der Technischen Universität München (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. E. Kochs)
Further Information

Publication History

Publication Date:
22 January 2008 (online)

Zusammenfassung

Anästhesietechniken mit niedrigem Frischgasfluß erfahren derzeit zunehmendes Interesse. Wesentliche Ursachen dafür sind erstens der Wunsch nach Kostensenkung, zweitens die zunehmende Verfügbarkeit von technisch weiterentwickelten Anästhesiegeräten bzw. Monitoren und drittens die Einführung von neuen Inhalationsanästhetika mit geringerer Löslichkeit in den Körpergeweben. Die Anwendung derartiger Techniken erlaubt neben der Aufrechterhaltung eines besser an physiologische Gegebenheiten orientierten Atemwegsklimas, auch die Überwachung oder zumindest Abschätzung des wichtigen Parameters „Sauerstoffverbrauch”. Mit den verfügbaren Anästhesiegeräten und Inhalationsanästhetika können bei Einhaltung sicherheitsrelevanter Standards (Monitoring nach der Medizingeräteverordnung, Pulsoxymetrie) Anästhesietechniken mit niedrigem Frischgasfluß in der klinischen Routine sicher praktiziert werden. Low-flow-Anästhesie mit einem Frischgasfluß von 1 l kann grundsätzlich mit fast allen gebräuchlichen Anästhesiegeräten angewendet werden. Die fortschreitende Einführung des umfassenden Monitorings der Atemgaszusammensetzung erleichtert den Einsatz derartiger Techniken. Bei noch niedrigeren Frischgasvolumina, die sich in der Nähe des tatsächlichen Sauerstoffverbrauchs bzw. der Anästhetikaaufnahme bewegen, ist neben dem umfassenden Monitoring der Atemgaszusammensetzung auch der Einsatz von Anästhesiegeräten mit diskontinuierlicher Frischgaseinspeisung empfehlenswert. Mit der Einführung von Desfluran steht ein halogeniertes Anästhetikum zur Verfügung, das aufgrund seiner physikochemischen Eigenschaften besonders für Anästhesietechniken mit niedrigem Frischgasfluß geeignet ist.

Summary

Anaesthesia in low-flow techniques gains increasing interest. The possibility of cost reduction, widespread use of highly developed anaesthesia machines and monitors, and introduction of two new fluorinated inhalational anaesthetics with low solubility in human tissues encourage the use of low-flow anaesthesia techniques. Further advantages are improved climatisation of breathing gas and estimation or even measurement of the important parameter „oxygen consumption”. The anaesthesia machines and inhalational anaesthetics currently available allow a safe use of low-flow techniques if safety requirements are complied with (tight circle system, monitoring of: inspired oxygen concentration, minute ventilation, airway pressure, transcutaneous oxygen saturation). Low-flow anaesthesia techniques using a fresh gas flow rate of 1 l/min can be performed with almost every anaesthesia machine. However, the use of multigas monitors, analyzing most parts of the breathing gas, facilitates the use of low-flow techniques. Multigas monitors and anaesthesia machines equipped with intermittent fresh gas delivery are recommended for the use of fresh gas flow rates close to the metabolic rate. Because of its physico-chemical properties the new inhalational anaesthetic desflurane offers advantages for the use in low-flow anaesthesia techniques.