Laryngorhinootologie 1999; 78(4): 169-175
DOI: 10.1055/s-2007-996852
Otologie

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Rundfenstermembrandefekte bei Tauchern

Round Window Rupture in DiversF. Böhm1 , M. Leßle2
  • 1Klinik für HNO-Erkrankungen und plast. Hals-, Kopf- und Gesichtschirurgie, Kassel (Direktor: Prof. Dr. med. M. Schröder)
  • 2Abt. für HNO-Heilkunde, Hals- und Kopfchirurgie, Bundeswehrkrankenhaus Hamburg (Ltd. Arzt: Dr. L. Gramer)
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Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Einleitung: Eine Sonderform der traumatischen Innenohrschwerhörigkeit stellt die Ruptur der Membran des runden Fensters (RFM) dar. Aufgrund der besonderen Druckverhältnisse beim Tauchen ist der Taucher, insbesondere beim Vorliegen einer gestörten Tubenfunktion besonders gefährdet eine solche Ruptur zu erleiden. Da der Tauchsport in den letzten Jahren eine enorme Beliebtheit erfahren hat, wird der HNO-Arzt zunehmend mit otologischen Problemen bei Tauchern konfrontiert. Patienten und Methode: Es werden 7 Taucher dargestellt, bei denen unter der Verdachtsdiagnose einer Ruptur des RFM nach Tauchgang eine Probetympanotomie durchgeführt wurde. Es erfolgt die Analyse der Symptomverteilung sowie des intraoperativen Nachweises einer Perilymphfistel. Die Ergebnisse werden der HNO-ärztlichen und tauchmedizinischen Literatur gegenüber gestellt. An einem Fallbeispiel werden die Pathophysiologie, die Klinik sowie die Differentialdiagnose der Ruptur der RFM kritisch diskutiert. Die möglichen therapeutischen Maßnahmen werden beschrieben. Ergebnisse: Bei keinem einzigen der Patienten war die in der Literatur beschriebene klassische Symptomtrias (Hörminderung, Tinnitus, Schwindel) vorhanden. Leitsymptom war in unserem Patientengut die subjektiv empfundene Hörminderung. Insgesamt gaben nur 2 Patienten initial einen Schwindel an. Ein Tinnitus wurde ebenfalls nur von der Hälfte der Patienten angegeben. Eine RFM-Ruptur konnte intraoperativ bei 5 Patienten als wahrscheinlich angenommen werden. Bei einem weiteren Patienten wurde eine Schleimhautnarbe im Bereich der Rundfensternische durch den Operateur beschrieben. Nur bei einem Taucher wurde intraoperativ keine Auffälligkeit im Bereich der Rundfensternische beschrieben. Schlußfolgerung: Bei Vorliegen von Hörminderungen in zeitlichem Zusammenhang zum Tauchen muß unbedingt an eine Ruptur der RFM gedacht werden. Bei jedem Taucher, der mit Symptomen eines Mittelohrbarotraumas vorstellig wird oder eine akut aufgetretene Hörminderung beklagt, ist eine ausführliche otologische Diagnostik durchzuführen. Unter Beachtung der dargestellten Differentialdiagnosen sollte bei einer Beschwerdepersistenz von mehr als 24 Stunden eine Probetympanotomie mit Deckung der Rundfensternische durchgeführt werden.

Summary

Background: The rupture of the round window membrane is a special form of traumatic inner ear deafness. Because of the changing pressure levels, divers are at risk of developing such a membrane rupture, especially if tube function is disturbed. As the popularity of diving as a sport increases, ENT specialists have to deal with diving related problems increasingly frequently. Patients and Methods: Seven cases of divers are presented in whom a tympanotomy was performed following the diagnosis of a rupture of the round window membrane. The symptoms and intraoperative findings are discussed and the otologic and diving literature is reviewed. Following a case report, the pathophysiology, clinical symptoms and differential diagnosis of round window ruptures are discussed controversially. Possible therapeutical consequences are described. Results: None of our patients exhibited the classical triad of deafness, tinnitus, and vertigo as described in the diving literature. The leading symptom in our patients was the loss of hearing; only two patients had vertigo. Tinnitus was found in half of the patients. Intraoperative a rupture of the round window membrane was presumed in five divers. Conclusions: If disturbance of inner ear function does occur concurrently with diving, a rupture of the round window membrane must be considered. An otologic examination must be performed in any diver with a loss of hearing and/or signs of a barotrauma of the middle ear. After differential diagnosis to exclude other possibilities, a tympanotomy to cover the round window membrane should be performed if symptoms persist more than 24 hours.