Aktuelle Urol 1997; 28(6): 307-315
DOI: 10.1055/s-2008-1054295
ÜBERSICHTSARBEIT

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart · New York

Diagnostik und operatives Vorgehen bei vom Nierenzellkarzinom abweichenden Raumforderungen der Niere

Diagnosis and Management of Renal Masses in the Kidney that Deviate from Renal Cell CarcinomaJ. Hoang-Böhm, K.-P. Jünemann, A. Krautschick, P. Alken
  • Urologische Klinik Fakultät für Klinische Medizin Mannheim der Universität Heidelberg
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Publication Date:
19 March 2008 (online)

Zusammenfassung:

Die Differentialdiagnose von Raumforderungen in der Niere stellt in Einzelfällen noch immer eine klinische Herausforderung dar. Anhand der Patienten des eigenen Krankengutes, bei denen histologisch eine vom Nierenzellkarzinom abweichende Diagnose gestellt wurde, wird diese Problematik unter Berücksichtigung der prä- und intraoperativen Diagnostik erörtert. Besondere Aufmerksamkeit wird hierbei den häufigsten gutartigen Nierentumoren, Angioleiomyolipom und Onkozytom, geschenkt, denn eine entsprechende präoperative Diagnostik hat gerade bei diesen Tumoren ganz entscheidende Konsequenzen in bezug auf das operative Vorgehen. Zwischen Januar 1988 und Dezember 1996 wurde bei 773 Patienten aufgrund einer renalen Raumforderung eine Nephrektomie, Teilresektion oder Tumorexzision durchgeführt. Bei 39 (5,5%) Patienten zeigte die histologische Aufarbeitung kein Nierenzellkarzinom. Bei diesen 39 Patienten wurden präoperativ 63 vom endgültigen Befund abweichende Diagnosen (Fehldiagnosen) gestellt, durchschnittlich pro Patient 1,6 (0-5). Nur in 18 der 39 Fälle entsprach die aufgrund der bildgebenden Diagnostik gestellte, vom Nierenzellkarzinom abweichende präoperative Diagnose dem endgültigen histologischen Befund. Von insgesamt 28 aufgrund der benignen Histologie retrospektiv gerechtfertigten Fälle konnte in 13 organerhaltend operiert werden. Häufigster benigner histologischer Befund waren mit 11/39 Fällen Angioleiomyolipome, in vier Fällen konnte organerhaltend operiert werden. Unsere Erfahrungen zeigen, daß die präoperative Diagnostik häufig unzureichend ist, um den Malignomverdacht sicher zu bestätigen respektive auszuschließen. Im Zweifelsfall sollte stets die Nierenfreilegung mit organerhaltender Zielsetzung erfolgen.

Abstract

The different diagnosis of renal masses in the kidney still remains a clinical challenge. This problem is discussed in connection with patients diagnosed for tumors devant to renal cell carcinoma. Between January 1988 and December 1996, a total of 773 patients with putative renal cell carcinoma underwent radical nephrectomy or tumor excision. Subsequent to histology, a deviation in tumor type was diagnosed in 39 patients. Preoperatively up to a total of 63 wrong diagnosis were made and these differend from the final histological evaluation at an average of 1.6 per patient (0 to 5). In only 18 out of 39 cases the final histological evaluation was established by the preoperative examinations. Out of 28 cases with benign Histology, only 13 (46%) underwent a parenchymal-sparing procedure; radical nephrectomy was performed in 15 (54%) cases. In patients undergoing surgery for wrongly-diagnosed renal cell carcinoma, 11/39 (28%) of cases were diagnosed as angiomyolipomas, no aggressive surgery was planned in 6 (54%) patients due to the uncertain preoperative evaluation; renal sparing surgery was possible in only 4 cases. Our experience demonstrates that a preoperative diagnosis does not adequately confirm or exclude malignancy. In doubtful cases, parenchymal-sparing kidney exposure is advisable