Geriatrie up2date 2019; 1(01): 35-52
DOI: 10.1055/a-0830-7641
Neurologie und Psychiatrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Delir beim alten Menschen

Walter Hewer
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Publication Date:
27 March 2019 (online)

Das Delir ist ein durch eine akute Hirnfunktionsstörung verursachtes psychopathologisches Syndrom. Aufgrund der vielgestaltigen Pathogenese und Symptomatologie und seines akuten Verlaufs mit assoziierten Risiken stellt es diagnostisch und therapeutisch eine fachübergreifende Herausforderung dar. Da ältere und alte Menschen am häufigsten betroffen sind, steht diese Altersgruppe im Mittelpunkt dieses Beitrags.

Kernaussagen
  • Das Delir ist die häufigste organische psychische Störung mit akutem Verlauf. Es stellt aufgrund der Vielzahl und Schwere ursächlicher und begleitender somatischer Erkrankungen eine besondere Herausforderung im psychiatrischen Alltag dar.

  • Hohes Alter und verschiedenste Vorschädigungen, wie z. B. eine Demenzerkrankung oder ein durchgemachter Schlaganfall, senken die Delirschwelle, d. h. es kann dann bereits bei weniger schweren akuten Auslösern zu einer Delirmanifestation kommen.

  • Die Diagnostik des Delirs erfordert obligat sowohl eine psychopathologische als auch eine internistisch-neurologische Befunderhebung. Die Mehrzahl der Alterspatienten mit Delir kann auf der Basis einer fundierten klinischen Untersuchung, ergänzt durch eine überschaubare Zahl von Zusatzverfahren, adäquat abgeklärt werden.

  • Die Behandlung des Delirs ist multimodal: Neben akutmedizinischen Interventionen ist insbesondere eine alten und multimorbiden Menschen gerecht werdende Pflege, ergänzt durch nichtmedikamentöse Maßnahmen, essenziell. Der Einsatz von Antipsychotika beim nicht substanzgebundenen Delir wird kontrovers diskutiert.

  • Evidenzbasierte Maßnahmen zur Delirprävention sind verfügbar. Angesichts der ungünstigen prognostischen Implikationen des Delirs ist ihre flächendeckende Implementierung zu fordern.