Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(05): 348-355
DOI: 10.1055/a-1210-8681
Übersicht

Aktuelle ESPEN-Leitlinie Klinische Ernährung und Hydration in der Geriatrie

Current ESPEN Guideline Clinical Nutrition and Hydration in Geriatrics
Dorothee Volkert
Institut für Biomedizin des Alterns (IBA), Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg, Nürnberg
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Zusammenfassung

Malnutrition und Dehydration zählen zu den häufigsten geriatrischen Syndromen mit weitreichenden klinischen Folgen. Zudem gewinnt die Problematik der Adipositas auch im hohen Alter zunehmend an Bedeutung. Dieser Beitrag präsentiert zentrale evidenzbasierte Empfehlungen zur Prävention und Therapie der genannten Ernährungsprobleme aus der aktuellen europäischen ESPEN-Leitlinie.

Abstract

Malnutrition, dehydration and obesity are relevant health problems with far-reaching consequences for older people. Routine screening for malnutrition and dehydration should be carried out in order to identify vulnerable and affected persons at an early stage and to be able to take timely countermeasures. In many cases, adequate nutrition and hydration can be supported by simple nursing measures and optimisation of the food and drink supply. Nutritional advice, sip feed, enteral and parenteral nutrition are further effective measures for the prevention and therapy of malnutrition. An ingestion deficiency dehydration should be diagnosed on the basis of serum osmolality and requires a rapid compensation of the deficit by hypotonic fluids – depending on the severity, in the form of drinks, subcutaneously or intravenously. Weight loss in old age should only be considered in cases of obesity with associated health problems and should be achieved by moderate energy reduction in combination with physical exercise.

Kernaussagen
  • Mangelernährung, Dehydration und Adipositas sind bei älteren Menschen relevante Gesundheitsprobleme mit weitreichenden Folgen.

  • Routinemäßig sollte ein Screening auf Mangelernährung und Dehydration stattfinden, um gefährdete und betroffene Personen frühzeitig zu identifizieren und rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen zu können.

  • In vielen Fällen lassen sich eine ausreichende Ernährung und Hydration durch einfache pflegerische Maßnahmen und Optimierung des Essens- und Getränkeangebots unterstützen. Ernährungsberatung, Trinknahrung, enterale und parenterale Ernährung sind weitere effektive Maßnahmen zur Prävention und Therapie einer Malnutrition.

  • Eine Zufuhrmangel-Dehydration sollte anhand der Serum-Osmolalität diagnostiziert werden und erfordert einen raschen Ausgleich des Defizits durch hypotone Flüssigkeiten – je nach Schweregrad in Form von Getränken, subkutan oder intravenös.

  • Eine Gewichtsreduktion sollte im Alter nur bei Adipositas mit damit verbundenen Gesundheitsproblemen erwogen werden; zielführend ist dabei eine moderate Energiereduktion in Kombination mit körperlichem Training.



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Article published online:
23 October 2020

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