Gesundheitswesen 2022; 84(11): 1039-1049
DOI: 10.1055/a-1657-9627
Originalarbeit

Die Gesundheitskompetenz von angehenden Ärzt*innen Pflegenden, Hebammen, Therapeut*innen und Gesundheitsmanager*innen in Deutschland – Explorative Pilotstudie

Health Literacy Among German Health Professionals-To-Be – Exploratory Pilot Study
1   Fakultät Wirtschaft, Studienzentrum Gesundheitswissenschaften & Management, Duale Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart, Stuttgart, Deutschland
,
Margrit Ebinger
1   Fakultät Wirtschaft, Studienzentrum Gesundheitswissenschaften & Management, Duale Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart, Stuttgart, Deutschland
,
Elisabeth Holoch
1   Fakultät Wirtschaft, Studienzentrum Gesundheitswissenschaften & Management, Duale Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart, Stuttgart, Deutschland
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Zusammenfassung

Ziel Gesundheitskompetenz ist definiert als die Fähigkeit Gesundheitsinformationen zu sammeln, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden. Studien zeigen, dass die deutsche Bevölkerung lediglich über ein durchschnittliches Ausmaß an Gesundheitskompetenz verfügt. Die Gesundheitskompetenz des Gesundheitspersonals, wie z. B. Pflegefachpersonen, Ärzte und Ärztinnen oder Hebammen spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung der Gesundheitskompetenz von Patient*innen sowie der eigenen Gesunderhaltung. Bisher liegen in Deutschland keine empirischen Erkenntnisse zur Gesundheitskompetenz von Angehörigen der Gesundheitsberufe vor. Ziel dieser Studie ist es, das selbst eingeschätzte Ausmaß an Gesundheitskompetenz von Angehörigen der Gesundheitsberufe zu erheben.

Methodik An der Studie nahmen 583 Berufsanwärter und Berufsanwärterinnen der Abschlussjahrgänge der DHBW Stuttgart sowie dualer Kooperationspartner (Berufsfachschulen und Akademische Lehrkrankenhäuser) teil. Diese umfassten Absolventen und Absolventinnen der Pflege, Hebammenkunde, Therapie (Logopädie/Physio-/Ergotherapie) sowie des Managements im Gesundheitswesen und Medizinstudierende im Praktischen Jahr. Zur Erfassung der Gesundheitskompetenz wurde der Fragebogen HLS-EU-Q16 verwendet. Mittels 16 Fragen stuften die Teilnehmenden auf einer 4-stufigen Skala ein, wie leicht bzw. schwierig es ihnen fiel, gesundheitsrelevante Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und umzusetzen.

Ergebnisse Lediglich 30,1% der Teilnehmenden verfügen über eine ausreichende Gesundheitskompetenz; bei 48,9% der Teilnehmenden zeigte sich eine problematische, bei 21,0% eine inadäquate Gesundheitskompetenz. Bei der Analyse der einzelnen Fragen zeigte sich, dass die Teilnehmenden in fast allen Bereichen über mehr Probleme beim Finden, Verstehen, Beurteilen und Umsetzen gesundheitsrelevanter Informationen berichten, als Befragte im europäischen Ausland.

Schlussfolgerungen In der vorliegenden Studie zeigte sich, dass angehende Gesundheitsfachpersonen über eine limitierte Gesundheitskompetenz verfügen. Weitere Forschung ist nötig, um ein umfassenderes und differenzierteres Bild der Gesundheitskompetenz bei Gesundheitsfachpersonen zu erhalten. Die Förderung der Gesundheitskompetenz von Angehörigen der Gesundheitsberufe sollte systematisch in die Curricula von Ausbildung und Studium sowie in Patient*innen-nahe Praktika integriert werden.

Abstract

Objective Health literacy is defined as the ability to collect, understand, evaluate and use health information. Previous studies have shown that the German population has only an average level of health literacy. Health professionals such as nurses, doctors or midwives need to be health literate themselves to promote patients’ health literacy, as well as to protect and promote their own health. So far, there is a lack of research about health literacy among health professionals in Germany. The objective of this study was to assess the health literacy of health professionals.

Method The study involved 583 participants from the final year classes of the DHBW Stuttgart and dual cooperation partners (vocational schools and academic teaching hospitals). These included graduates of nursing, midwifery and therapy (physiotherapy/logo-/occupational therapy), as well as management in health care and medical students in their practical year. The questionnaire HLS-EU-Q16 was used to record health literacy. By means of 16 questions, the participants rated on a 4-point scale how easy or difficult it was for them to find, understand, assess and implement health-related information.

Results The study showed that only 30.1% of the participants had sufficient health literacy; 48.9% of the participants showed problematic health literacy, 21.0% inadequate health literacy. The analysis of the individual questions showed that, in almost all areas, paticipants reported more problems in finding, understanding, assessing and implementing health-related information than respondents in other European countries.

Conclusions The present study shows that young health professionals have limited health literacy. Further research is needed to obtain a more comprehensive and differentiated picture of health literacy among health professionals. Health literacy skills and competencies should be systematically introduced in health professions-related study curricula, as well as in bedside training.



Publication History

Article published online:
16 December 2021

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