Der Nuklearmediziner 2009; 32(2): 170-177
DOI: 10.1055/s-0028-1128137
Nicht-FDG-PET

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Amyloidplaque-Bildgebung in der Demenzdiagnostik

Amyloid-Plaque Imaging in Diagnosis of DementiaA. Drzezga 1
  • 1Nuklearmedizinische Klinik, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität, München
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Publication Date:
22 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Die steigende Lebenserwartung der modernen Gesellschaft resultiert in einer stetig wachsenden Zahl an Patienten mit Demenzerkrankungen, insbesondere der Alzheimer-Demenz (AD). Dies hat neben den Folgen für die betroffenen Patienten und ihre Angehörigen auch besorgniserregende sozioökonomische Konsequenzen. Diese Tatsachen haben in den letzten Jahren vermehrte Anstrengungen bedingt, die Ursachen der Demenzerkrankungen besser aufzuklären und therapeutische Interventionsmöglichkeiten zu identifizieren. Viele Hinweise deuten darauf hin, dass am Anfang des Erkrankungsprozesses vieler neurodegenerativer Erkrankungen die vermehrte Produktion spezifischer Proteine und deren pathologische Ablagerung im Gehirn steht. Unter den bekanntesten Vertretern dieser pathologischen Proteinablagerungen sind die sogenannten Amyloidplaques, die durch Aggregation des ß-Amyloidproteins im Gehirn entstehen und als histopathologisches Kernmerkmal der Alzheimer Erkrankung gelten. Der Amyloidpathologie wird eine mögliche kausale Rolle in der Entwicklung der Alzheimer-Demenz zugesprochen und verschiedene moderne Therapieansätze sind daher auf diese Pathologie ausgerichtet. Die limitierte Zugänglichkeit des Gehirngewebes hat bisher bedingt, dass eine sichere Diagnose der AD primär nur post mortem durch den histopathologischen Nachweis der Amyloidplaques in Analysen des Gehirngewebes gestellt werden konnte. Aus dem identischen Grund konnten bisher Zusammenhänge zwischen Ausmaß der Amyloidplaque-Ablagerungen und klinischem Verlauf nicht sicher etabliert werden. Gerade die Option neuer therapeutischer Ansätze bedingt aber die Notwendigkeit einer zuverlässigen In-vivo-Diagnostik, um möglichst frühzeitig und gezielt mit Therapien beginnen zu können. Mit modernen Tracern wie dem [11C]PIB stehen nun erstmals Methoden der molekularen Bildgebung zur Verfügung die es ermöglichen, mit der PositronenEmissions-Tomografie (PET) Amyloidplaque-Ablagerungen im Gehirn in vivo nachzuweisen. Diese Methoden eröffnen die Möglichkeit, neurodegenerative Demenzerkrankungen auf der Basis der zugrunde liegenden Pathologie zu charakterisieren, anstelle der rein klinisch-symptomatischen Diagnostik. Diese Art der „In-vivo-Histopathologie” hat das Potenzial, die Früh- und Differenzialdiagnostik der Demenzerkrankungen zu optimieren und könnte als wertvolles Werkzeug für die Patientenselektion für Therapiestudien und für eine objektive Therapiekontrolle dienen.

Abstract

The increasing life-expectancy of our society results in a continuously growing number of patients suffering from dementing disorders, particularly Alzheimer's disease (AD). Apart from the deleterious consequences for the patients and their relatives, this has also alarming effects on our social systems. These facts have justified increased scientific efforts regarding the identification of basic pathomechanisms of dementia and the development of new treatment options. Increased production of specific proteins and their pathologic aggregation in the brain appears to be a pathomechanism which occurs early in the course of many different neurodegenerative disorders. Among the most well-known of these protein aggregations are the amyloid-plaques, which arise from the aggregation of the ß-amyloid protein. Currently, this amyloid-aggregation pathology is regarded as a key pathology, playing a causal role in the development of AD. Consequently, modern therapy approaches are directed towards this target. Limited access to brain tissue has so far restricted the definite diagnosis of AD to post mortem histopathological assessment of brain tissue. For the same reason, a clear association between extent of amyloid deposition pathology and clinical course of AD has not been established so far. However, particularly with regard to new therapeutic options a reliable in vivo diagnosis is required. Modern molecular imaging tracers such as [11C]PIB do now open the possibility to visualize amyloid-depositions in vivo, using Positron Emission Tomography (PET). These techniques allow the characterization of dementing disorders on the basis of the underlying pathology rather than on their symptomatic appearance. This type of “in vivo histopathology”-approach may offer improved options for early and differential diagnosis, as well as for patient selection for therapy trials and for objective therapy monitoring.

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