Gesundheitswesen 2010; 72(8/09): 447-454
DOI: 10.1055/s-0029-1234101
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bildungsniveau und Zugang zu Gesundheitsleistungen

Eine vergleichende Analyse von Zugangsregulierung und Inanspruchnahme fachärztlicher Leistungen in EuropaAccess to Health Care by Level of EducationA Comparative Analysis of Access Regulation and Utilisation of Specialist Health Care in EuropeN. Reibling1 , C. Wendt1
  • 1Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES), Universität Mannheim
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Publication Date:
29 September 2009 (online)

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Zusammenfassung

Gleicher Zugang zu Gesundheitsleistungen für alle Bürgerinnen und Bürger ist ein zentraler Leitgedanke, an dem sich europäische Gesundheitssysteme ausrichten. International vergleichende Studien zeigen jedoch, dass dieses Ziel bisher nicht erreicht wurde. Ziel dieses Beitrags ist es, zu untersuchen, ob zwischen unterschiedlichen Bildungsgruppen eine Ungleichheit beim Zugang zu Gesundheitsleistungen besteht und ob diese Effekte in Abhängigkeit von den institutionellen Bedingungen der Gesundheitssysteme variieren. Diese Frage wurde auf der Basis eines Vergleichs von elf europäischen Ländern anhand des SHARE Datensatzes (Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe) überprüft. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Unterschiede in der Facharztnutzung zwischen Bildungsgruppen umso geringer sind, je stärker Länder den Zugang zu Fachärzten über Hausarztsysteme regulieren. In Ländern mit freiem Zugang zu Fachärzten zeigt sich hingegen, dass bei gleichem Gesundheitszustand Patienten mit höherer Bildung häufiger Fachärzte aufsuchen als Personen mit niedriger Bildung.

Abstract

Equal access to health care is a central goal of all European health-care systems. International studies, however, show that this goal has not been accomplished yet. The aim of this study is to investigate if there are inequalities across patients with different levels of education and if these differences vary with the institutional set-up of health-care systems. The test of this hypothesis is based on a comparison of eleven European countries using data from the SHARE survey (Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe). Our results show that in countries with institutionalised gatekeeping systems differences of utilisation between educational groups are rather low. In countries with free access to specialists, patients with higher levels of education show a higher probability of specialist visits than their counterparts with lower levels of education.

Literatur

1 Der variance-inflation-factor liegt für alle Variablen bei drei oder niedriger, d. h. es ergeben sich keine Probleme für die Schätzung der Standardfehler durch zu hohe Multikollinearität.

Korrespondenzadresse

N. Reibling

Mannheimer Zentrum für Europäische

Sozialforschung (MZES)

Universität Mannheim

A5, 6

68159 Mannheim

Email: nreiblin@mail.uni-mannheim.de