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DOI: 10.1055/s-0030-1247478
© Georg Thieme Verlag Stuttgart ˙ New York
Wie sollte die chirurgische Ausbildung idealerweise konzipiert sein? – Antworten und Anregungen aus Sicht des Assistenten
How Should Surgical Education and Training be Designed Ideally? – Answers and Suggestions of a Surgical ResidentPublication History
Publication Date:
25 October 2010 (online)
In den deutschen Krankenhäusern besteht aktuell ein Nachwuchsmangel in den chirurgischen Fachgebieten, denn seit 1991 ist der Anteil jüngerer Ärzte in der Chirurgie um 40 % zurückgegangen [1].
Eine Umfrage bei über 2 500 Medizinstudierenden von Via Medici im Jahr 2006 ergab, dass sich nur 5 % vorstellen können, eine chirurgische Ausbildung zu absolvieren [2]. Dieses Ergebnis ist alarmierend und stellt ein Desaster für das schöne Fach Chirurgie dar, auch wenn die methodische Schwäche einer solchen Umfrage berücksichtigt wird. Die Gründe für den Nachwuchsmangel sind weitreichend bekannt und werden verschieden vorgetragen: Hohe Arbeitsbelastung, fehlende „Work-Life-Balance“, schlechte Bezahlung etc. Vor allem spielt die intransparente Struktur in der Ausbildung mit mangelhafter Anleitung („Sprung ins kalte Wasser“) und die fehlende Wertschätzung des Einzelnen eine tragende Rolle. Feierabendforschung, überbordende Bürokratie und befristete Arbeitsverträge sind ebenfalls keine attraktivitätssteigernden Faktoren. Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Professor Hartwig Bauer, argumentiert hierzu folgendermaßen: „Wenn Studenten im Praktischen Jahr auf völlig ausgepowerte Ausbildungsassistenten treffen, wird sie das nicht für die Chirurgie erwärmen“. Die Demotivation der Ärzte in den Kliniken bleibt den Studenten nicht verborgen und lässt sie zunehmend daran zweifeln, ob eine Tätigkeit in der kurativen Medizin und insbesondere in der Chirurgie noch ein erstrebenswertes Karriereziel ist. Es verwundert daher nicht, dass 3065 vorwiegend in Deutschland ausgebildete Mediziner allein im Jahr 2008 ins Ausland abgewandert sind. Dieser Nachwuchs- und Fachkräftemangel ist jedoch nicht nur ein Phänomen in der Ärzteschaft. Nach einer Studie des Sachverständigenrates für Integration und Migration verlassen jährlich zehntausende Fachkräfte Deutschland. So sind seit 2003 laut der Studie fast 180 000 Fachkräfte in andere Industriestaaten ausgewandert. Umso wichtiger ist es, der chirurgischen Ausbildung wieder Attraktivität zu verleihen, denn sie ist kein Nebenprodukt unserer täglichen Arbeit.
Literatur
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1 Döbler A. DGCH: Deutschland steht Chirurgenmangel bevor. In: Informationsdienst Wissenschaft: Pressemitteilung v. 07.12.2004
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2 Via medici .Motivationsbarometer 2006: Teil 2. Viele Ärzte zieht es ins Ausland. http://www.thieme.de/viamedici/aktuelles/politik/motivationsbarometer2.html; Stand 10.05.2010
- 3 Beard J D. Assessment of surgical skills of trainees in the UK. Ann R Coll Surg Engl. 2008; 90 282-285
- 4 Krones C J, Binnebosel M, Stumpf M et al. Praxisnahe Weiterbildung. Das Aachener Modell. Chirurg. 2010; 81 7-13
- 5 Brauer R B, Harnoss J C, Lang J et al. Qualität und Qualitätssicherung der Lehre in der Chirurgie – Empfehlungen aus einem Workshop der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung. Zentralbl Chir. 2010; 135 18-24
- 6 Rieser S. Arztassistent, bitte übernehmen Sie!. Dtsch Arztebl. 2007; 104 A-2024
- 7 Krones C J, Schroder W, Ansong J. Der chirurgische Assistent in Weiterbildung. Persönliche Anforderungen und Erwartungen an Weiterbilder und Weiterbildungsstätte. Chirurg. 2006; Suppl 303-305
- 8 Jamtvedt G, Young J M, Kristoffersen D T et al. Audit and feedback: effects on professional practice and health care outcomes. Cochrane Database Syst Rev. 2006; CD000259
- 9 Norcini J J, Blank L L, Duffy F D et al. The mini-CEX: a method for assessing clinical skills. Ann Intern Med. 2003; 138 476-481
- 10 Wragg A, Wade W, Fuller G et al. Assessing the performance of specialist registrars. Clin Med. 2003; 3 131-134
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11 Arbogast R. Rede des Präsidenten. In: Kongresszeitung 2008 Ausgabe 1 zum 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Heidelberg: Kaden; 2008
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12 Leriche R. Philosophie der Chirurgie. Zürich: Rascher; 1954: XII
Dr. E. Bärthel
Universitätsklinikum Jena · Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie
Erlanger Allee 101
07747 Jena
Deutschland
Email: Erik.Baerthel@med.uni-jena.de