Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2010; 45(6): 390-398
DOI: 10.1055/s-0030-1255346
Fachwissen
Notfallmedizin - Topthema: Schockraummanagement
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Schockraummanagement – Übergang von der Präklinik zur Klinik

Interdisciplinary treatment of severely injured patients in the trauma resuscitation roomThomas Wurmb, Thorben Müller, Hendrik Jansen, Steffen Ruchholtz, Norbert Roewer, Christian A. Kühne
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Publication Date:
10 June 2010 (online)

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Zusammenfassung

Der Schockraum eines Krankenhauses ist die entscheidende Schnittstelle zwischen Präklinik und Klinik zur Aufnahme schwer verletzter oder erkrankter Patienten. Eine Standardisierung der Behandlung Schwerverletzter stellt große Herausforderungen an alle beteiligten Fachdisziplinen. Optimalerweise sollten polytraumatisierte Patienten von einem eigens abgestellten Team (mindestens Unfallchirurgie, Anästhesie, Radiologie) in einem speziell ausgerüsteten Schockraum behandelt werden. Nach prioritätenorientierter klinischer und radiologischer (Basis)diagnostik und Erstellung der Arbeitsdiagnose erfolgt die Verlegung auf die Intensivstation oder ggf. in den OP. Das operative Gesamtbehandlungskonzept hat sich dabei an den Prinzipien des Damage Control zu orientieren. Bei lebensbedrohlichen Blutungen muss der Versorgungsablauf unterbrochen und der Patient ggf. noch im Schockraum notoperiert werden. Die Fortsetzung der Diagnostik erfolgt dann erst nach Stabilisierung des Patienten. Die Einführung von Strukturen zur Qualitätssicherung und -erhaltung ist unabdingbar und für alle Krankenhäuser zu fordern, die an der Behandlung polytraumatisierter Patienten beteiligt sind. Wenn alle oben ausgeführten Voraussetzungen erfüllt sind, dann wird der Schockraum zum hochwertigen Bindeglied zwischen der präklinischen Initialbehandlung und der innerklinischen Weiterbehandlung zur Gewährleistung einer optimalen Versorgung schwer verletzter oder erkrankter Patienten.

Abstract

The trauma resuscitation room in emergency departments is an important link between preclinical treatment and clinical management of patients with multiple trauma. For the trauma team (Trauma Surgery, Anaesthesiology, Radiology) to respond adequately, a high degree of training and standardisation is required. With arrival of the patient, the trauma team starts with priority orientated resuscitation. After life-threatening problems have been resolved, the diagnostic work is started with plain films of the chest and the pelvis and FAST. Additional plain films are made depending on further suspected injuries. Reassessment of the patient is done and necessary emergency interventions are performed before the patient is transferred to the radiology department for organ focused computed tomography. CT has gained importance in the early diagnostic phase of trauma care. The development of Multislice Helical Computed Tomography (MSCT) has led to substantial refinement in the diagnostic work-up. For many institutions it has become an essential part of the imaging of the traumatized patient. Delayed and insufficient medical interventions have a high impact on negative patient outcome. Anticipating and dealing with critical situations might reduce preventable errors in the treatment process and can be achieved by implementation of an algorithm-based structured workflow. In that context some elements of quality management are well established in clinical practice. In the presented paper we describe the effort that needs to be done to provide optimal care for multiple trauma patients after admission to a designed trauma centre.

Kernaussagen

  • Um eine reibungslose Patientenübernahme und nahtlose Weiterbehandlung zu ermöglichen, muss bei Eintreffen des Patienten das gesamte Schockraumteam versammelt sein.

  • Das Basis-Schockraum-Team sollte mindestens aus folgenden Fachdisziplinen bestehen: Unfallchirurgie, Anästhesie, Radiologie.

  • Die Leitung des Schockraum-Teams sollte einem Anästhesisten oder (Unfall-)Chirurgen obliegen.

  • Innerhalb von 20 min muss es möglich sein, das Basis-Schockraum-Team durch Ärzte anderer Fachdisziplinen zu erweitern; Oberärzte sollen innerhalb von 20 min das Team verstärken können.

  • Durch die Einführung fester Schockraum-Algorithmen und SOPs kann die Mortalität der Patienten reduziert werden.

  • Empfehlungen zur Schwerverletzten-Versorgung sind im Weißbuch der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie veröffentlicht.

  • Der Behandlungsablauf wird in 3 Phasen eingeteilt: Akutphase, Diagnostikphase und Versorgungsphase

  • Bei der ersten körperlichen Untersuchung sollte nach dem ABCD-Schema vorgegangen werden: Atemwege frei machen > Beatmung sicherstellen > „circulation“/ Kreislauf stabilisieren > „disability“/ neurologischen Status erheben.

  • Die MSCT kann die Untersuchtungsdauer erheblich verkürzen und die Diagnostik verbessern; die Ganzkörper-MSCT wird in der Polytraumaversorgung zunehmend eingesetzt.

  • Das Konzept des Damage Control sieht vor: Im ersten Schritt werden lebensrettende Eingriffe durchgeführt und der Patient stabilisert. Weitere chirurgische Interventionen erfolgen erst Tage später nach vollständiger Stabilisierung und Kompensation.

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