Rehabilitation (Stuttg) 2011; 50(6): 363-371
DOI: 10.1055/s-0031-1271815
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prädiktoren der Teilnahme an einer Nachsorge nach ambulanter Rehabilitation bei erwerbstätigen Rehabilitanden mit chronischen Rückenschmerzen[1]

Predictors of Participation in Medical Rehabilitation Follow-Up in Working Patients with Chronic Back PainM. Sibold1 , O. Mittag1 , B. Kulick2 , E. Müller3 , U. Opitz1 , W. H. Jäckel1 , 4
  • 1Abteilung Qualitätsmanagement und Sozialmedizin, Universitätsklinikum Freiburg
  • 2Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz, Speyer
  • 3Abteilung Forschungsmethoden, Pädagogische Hochschule Freiburg
  • 4RehaKlinikum und Hochrhein-Institut, Bad Säckingen
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
06. Juni 2011 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund und Ziel: Ambulante Nachsorgeprogramme zielen auf eine Erhöhung der Nachhaltigkeit von Rehabilitationsmaßnahmen. Welche Faktoren die Inanspruchnahme von Nachsorgeprogrammen beeinflussen, ist bislang jedoch unklar. Ziel der Studie war die Untersuchung der Inanspruchnahme des Nachsorgeprogramms MERENA der Deutschen Rentenversicherung Rheinland-Pfalz.

Methode: Die Untersuchung fand in 12 ambulanten Rehabilitationseinrichtungen mit 192 erwerbstätigen Rehabilitanden statt, die sich zum Zeitpunkt der Befragung aufgrund chronischer Rückenschmerzen in Behandlung befanden. Sowohl Rehabilitanden als auch Ärzte wurden zu Beginn der ambulanten Rehabilitation, bei Entlassung und gegebenenfalls am Ende des Nachsorgeprogramms schriftlich befragt. Erhoben wurden vorrangig Daten zur gesundheits- und berufsbezogenen Lebenssituation der Rehabilitanden (z. B. Funktionskapazität, Arbeitsfähigkeit) sowie Gründe für die Ablehnung der Teilnahme am Nachsorgeprogramm MERENA. Prädiktoren der Nachsorgeteilnahme wurden mittels binär-logistischer Regressionsanalyse bestimmt.

Ergebnisse: Nahezu alle Rehabilitanden erhielten bei Entlassung aus der ambulanten Rehabilitation eine Empfehlung zur Teilnahme am Nachsorgeprogramm. In Anspruch genommen wurde das Programm von der Hälfte dieser Rehabilitanden. Als häufigster Ablehnungsgrund wurde eine Unvereinbarkeit der Teilnahme am Nachsorgeprogramm mit beruflichen Verpflichtungen angegeben. Eine geringe Funktionskapazität und eine fortbestehende Arbeitsunfähigkeit erhöhten die Wahrscheinlichkeit, dass ein Rehabilitand nach der Rehabilitation am Nachsorgeprogramm teilnahm. Dagegen wirkte eine längere Anfahrtszeit zur Einrichtung als Barriere der Teilnahme. Frauen nahmen mit größerer Wahrscheinlichkeit am Programm teil als Männer.

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine berufsbegleitende Teilnahme an Nachsorgeprogrammen häufig nicht möglich ist. Warum Frauen mit höherer Wahrscheinlichkeit am Nachsorgeprogramm teilnahmen, konnte nicht abschließend erklärt werden. Es könnte mit einer größeren zeitlichen Flexibilität der Frauen in Zusammenhang gestanden haben. Eine Verbesserung der derzeitigen Versorgungspraxis könnte durch wohnortnahe, flexible Nachsorgeangebote, alternative Nachsorgeleistungen (z. B. in geeigneten Physiotherapieeinrichtungen und Sportvereinen) sowie durch die Einbindung von Betrieben in die Planung und Durchführung der Nachsorge erreicht werden.

Abstract

Background and aim: Outpatient follow-up programmes aim to increase the sustainability of rehabilitation. However, the factors influencing participation in follow-up programmes are still unclear. The aim of this study was to examine participation in the MERENA follow-up programme of the Rhineland-Palatinate German Pension Fund.

Method: The study was conducted in 12 outpatient rehabilitation centres with 192 working patients who were being treated for chronic back pain at the time the survey was conducted. Both patients and physicians completed a written survey at the outset of rehabilitation, on completion, and again (if applicable) at the end of the follow-up programme. The data collected mainly concerned the patients’ health and factors related to their occupational situation (e. g. functional capacity, working capacity) and reasons for refusing to participate in the MERENA follow-up programme. Predictors for participation in the follow-up programme were determined using binary logistic regression analysis.

Results: On completion of rehabilitation, nearly all patients were given the recommendation to participate in the follow-up programme. Half of these patients took advantage of the programme. The most frequently given reason for refusal to participate was that participation in the programme was not compatible with their duties at work. Low functional capacity and continued work disability increased the probability that a patient would take part in a follow-up programme after rehabilitation. In contrast, a longer commute to the centre was an obstacle to participation. Women were more likely to participate in the programme than men.

Conclusions: The results indicate that participation in a follow-up programme is often not compatible with employment. We could not satisfactorily explain why women were more likely to participate in the programme. This result could have been related to women's more flexible time schedules. An improvement of the current situation could be achieved by having follow-up programmes closer to the home, by flexible follow-up offerings, alternative follow-up services (e. g. in certified physiotherapy centres and sport clubs) as well as by integrating companies in follow-up planning and implementation.

1 Gefördert durch die Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz.

Literatur

1 Gefördert durch die Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz.

2 Patientenbogen III kam nur bei Rehabilitanden zum Einsatz, die an der medizinischen Rehabilitationsnachsorge (MERENA) teilnahmen.

Korrespondenzadresse

Dipl.-Psych. Manuela Sibold

Institut für Psychologie

Abteilung Biologische und

Differentielle Psychologie

Albert-Ludwigs-Universität

Freiburg

Stefan-Meier-Straße 8

79104 Freiburg i. Br.

eMail: manuela.sibold@psychologie.uni-freiburg.de