Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0031-1281547
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Welche Berufsgruppen an einem Klinikum sind besonders beansprucht?
Ein Vergleich mit anderen BranchenWhich occupational groups in a hospital are particularly stressed? A comparison with other industriesPublication History
eingereicht: 28.10.2010
akzeptiert: 2.5.2011
Publication Date:
25 July 2011 (online)
Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung: Seit längerem wird über die steigende Arbeitsbelastung der in Gesundheitsberufen Tätigen und daraus resultierende gesundheitliche Folgen berichtet. Im Rahmen von Mitarbeiterbefragungen eines Netzwerkes zur betrieblichen Gesundheitsförderung sollen Befunde von drei Berufsgruppen eines Universitätsklinikums mit Befunden von Beschäftigten anderer Branchen verglichen werden.
Methode: Die Erhebung erfolgte in den Jahren 2005, 2006 und 2007 mit einem standardisierten Befragungskonzept bei insgesamt 1748 Mitarbeiter von 6 Unternehmen. Um einen berufsgruppenspezifischen Vergleich sowohl zwischen verschiedenen Berufsgruppen des Klinikums als auch zwischen verschiedenen Unternehmen durchführen zu können, wurden fünf Berufsgruppen selektiert (ärztlicher Bereich, Pflege und Verwaltung des Klinikums, Akademiker einer weiteren Firma sowie Angestellte eines Finanzdienstleisters).
Ergebnisse: Es fanden sich berufsgruppenspezifische Befunde, wie Probleme im Bereich des Rückens und der Haut bei Pflegenden und starke Erschöpfung bei Ärzten. Bei mehreren Items waren Beschäftigte der Verwaltung des Klinikums in ihrem Antwortverhalten eher den medizinischen Berufsgruppen ähnlich und unterschieden sich deutlich von den Befragten anderer Firmen. Beschäftigte des Klinikums waren über alle Berufsgruppen hinweg häufiger frustriert, fühlten sich bei der Arbeit übergangen und nicht ernst genommen. Verbesserungen des Betriebsklimas, der Wertschätzung der Arbeit und bei der Information über Neuerungen wurden häufig angemahnt.
Folgerung: Die firmen- und berufsgruppenspezifische Auswertung von Befragungsergebnissen innerhalb eines Netzwerkes ist ein geeigneter Weg, um konkrete Handlungsfelder zur Gesundheitsförderung zu definieren. Konstant über drei Befragungen konnte erneut eine erhöhte Belastung von Beschäftigten im Gesundheitswesen objektiviert werden, die zumindest hinsichtlich mancher Befunde auch die Verwaltungsangestellten betrifft. Es ergibt sich ein dringender Handlungsbedarf zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen an Kliniken.
Which occupational groups in a hospital are particularly stressed? A comparison with other industries
Background and objective: Increasing workload in health professionals and resulting health consequences have frequently been reported. We analysed the results from an employee attitude survey within a network of workplace health promotion and compared three occupational groups of a university hospital with two samples of employees of other industries.
Method: The survey was conducted in the years 2005, 2006 and 2007 using a standardized method, addressing 1748 employees of six companies. In order to compare specific occupational groups, both within the hospital and amongst different companies, five occupational groups were selected (medical profession, nursing service and administration of the hospital, academics of another company and employees of a financial service provider).
Results: Some results were specific for an occupational group, such as lower back pain and skin diseases in nurses and exhaustion in clinicians. Regarding several items the responses of employees of the hospital’s administration were similar to that of the medical professionals and differed significantly from the responses of administrative and related employees in other companies. Employees of all occupational groups of the hospital were often frustrated and felt their work was not appreciated. Frequent demands included improved work atmosphere, better appreciation of work and better information regarding innovations.
Conclusions: The analysis of standardized survey results specific for companies and occupational groups is an appropriate way to identify targets of health promotion. Constant over three surveys, again a high burden of stress was found in health care workers even affecting the administrative staff, regarding several work-related stress factors. According to our results activities to improve the working conditions in hospitals are urgently needed.
Schlüsselwörter
Arbeitszufriedenheit - physische Belastung - psychische Belastung - Krankenhaus - Berufsgruppen - Klinikärzte - Krankenpflege - Verwaltung - Unternehmensvergleich
Keywords
job satisfaction - physical stress - mental stress - hospital - professional categories - clinicians - nursing - administration - comparison of companies
Literatur
- 1 Angerer P, Petru R, Nowak D, Weigl M. Arbeitsbedingungen und Depression bei Ärzten. Dtsch Med Wochenschr. 2008; 133 26-29
-
2 Bayerisches Staatsministerium
für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen .Betriebliches Gesundheitsmanagement. Mitarbeiterbefragung über
Arbeitsbedingungen als Führungselement Handlungsleitfaden. Stand
12.01.2009. http://www.sozialministerium.bayern.de/arbeitsschutz/managementsysteme/manage.htm
(aufgerufen am 28.02.2011).
- 3 Bergner T. Burnout bei Ärzten. Stuttgart: Schattauer Verlag; 2006
- 4 Broding H C, Kiesel J, Lederer P, Kötter R, Drexler H. Betriebliche Gesundheitsförderung in Netzwerkstrukturen am Beispiel des Erlanger Modells - „Bewegte Unternehmen”. Gesundheitswesen. 2010; 72 425-432
- 5 Buddeberg-Fischer B, Stamm M, Buddeberg C, Bauer G, Hämming O, Klaghofer R. Arbeitsstress, Gesundheit und Lebenszufriedenheit junger Ärztinnen und Ärzte. Dtsch Med Wochenschr. 2008; 133 2441-2447
- 6 Geuenich K. Sind Sie burnout-gefährdet? Ergebnisse einer empirischen Ärztestudie. Der Hausarzt. 2009; 20 2-4
- 7 Jurkat H B. Lebensqualität bei Ärztinnen und Ärzten - Erfahrungen aus der empirischen Forschung. Dtsch Med Wochenschr. 2008; 133 14-16
- 8 Kiesel J, Broding H C, Lederer P, Kötter R, Schmid K, Drexler H. Arbeitszufriedenheit, selbsteingeschätzter Gesundheitszustand und Beanspruchungen von Mitarbeitern eines Universitätsklinikums im Vergleich zu anderen Betrieben. Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed. 2010; 45 416-422
- 9 Kinzl J F, Traweger C, Biebl W, Lederer W. Burnout und Belastungsstörungen bei Intensivmedizinern. Dtsch Med Wochenschr. 2006; 131 2461-2464
- 10 Maul I, Läubli T, Klipstein A, Krueger H. Course of low back pain among nurses: a longitudinal study across eight years. Occup Environ Med. 2003; 60 497-503
- 11 Nienhaus K, Hagemann W, Kraus T. Diagnostik zu arbeitsbedingtem Stress und Stressfolgen bei Ärzten. Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed. 2008; 43 273-276
- 12 Nowak D. Ärztegesundheit: Mythen, Wirklichkeit und Visionen (Editorial). Dtsch Med Wochenschr. 2008; 133 13
- 13 Rockenbauch K, Meister U, Schmutzer G, Alfermann D. Lebenszufriedenheit von AbsolventInnen der Medizin. Gesundheitswesen. 2006; 68 176-184
- 14 Schmid K, Broding H C, Kötter R, Lederer P, Drexler H, Kiesel J. Erhöhte Burnout-Gefahr bei Klinikärzten?. In: Schwartz FW, Angerer P Arbeitsbedingungen und Befinden von Ärztinnen und Ärzten. Befunde und Interventionen. Report Versorgungsforschung. Fuchs C, Kurth BM, Scriba PC (Reihen-Hrsg.) Köln: Deutscher Ärzteverlag; 2010: 313-317
- 15 Statistisches Bundesamt .Gesundheit Personal 2000 - 2008, erschienen 11.03.2010,. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt; 2010
- 16 Stock C. Das Burnout-Syndrom. Prakt Arb Med. 2008; 13 34-36
- 17 Stutz N, Becker D, Jappe U. et al . Nurses’ perceptions of the benefits and adverse effects of hand disinfection: alcohol-based hand rubs vs. hygienic handwashing: a multicentre questionnaire study with additional patch testing by the German Contact Dermatitis Research Group. Br J Dermatol. 2009; 160 565-72
- 18 von Känel R. Das Burnout-Syndrom: eine medizinische Perspektive. Praxis. 2008; 97 477-487
- 19 Weber A, Hörmann G. Psychosoziale Gesundheit im Beruf. Stuttgart: Gentner Verlag; 2007
- 20 Weigl M, Müller A, Zupanc A, Angerer P. Participant observation of time allocation, direct patient contact and simultaneous activities in hospital physicians. BMC Health Services Research. 2009; 9 110
- 21 Weigl M, Glaser J, Hornung S, Angerer P. Gestaltung ärztlicher Arbeit im Krankenhaus; Intervention und Evaluation. In: Schwartz FW, Angerer P Arbeitsbedingungen und Befinden von Ärztinnen und Ärzten. Befunde und Interventionen. Report Versorgungsforschung. Fuchs C, Kurth BM, Scriba PC (Reihen-Hrsg.) Köln: Deutscher Ärzteverlag; 2010: 359-371
PD Dr. med. Klaus Schmid
Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial-
und Umweltmedizin
Universität Erlangen-Nürnberg
Schillerstr. 25 und 29
91054 Erlangen
Phone: 09131/8526777
Fax: 09131/8526819
Email: klaus.schmid@rzmail.uni-erlangen.de