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Ziel:
Ultraschall ist als Bildgebung mit hohem diagnostischem Potential, kosteneffektiv, schnell verfügbar, beliebig wiederholbar und ohne Strahlenbelastung auch in der Notaufnahme etabliert. Mittlerweile ist einer der wichtigsten Aspekte der klinischen Medizin in der Notaufnahme die möglichst frühe und zuverlässige Diagnosestellung zur Optimierung sowohl medizinischer als auch ökonomischer Prozesse. Das Ziel der Studie ist die Evaluierung der Auswirkungen einer früh durchgeführten Sonografie (innerhalb der ersten 24h) auf die Krankenhausverweildauer (VWD) bzw. auf die Vermeidung einer stationären Aufnahme und auf therapeutische Prozeduren. Die vorliegende Auswertung bezieht alle in die Studie eingeschlossenen Patienten ein (Endauswertung).
Patienten und Methode:
In der prospektiven Multicenter-Studie wurden von April 2010 bis Februar 2011 konsekutive Patienten der Notaufnahmen der teilnehmenden Studienzentren, bei denen eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt wurde, eingeschlossen. Die Indikation zur frühen (Notfall-) Sonografie wurde von den Ärzten der Notaufnahme aufgrund klinischer Erfordernisse gestellt. Diejenigen, bei denen die Sonografie innerhalb der ersten 24 durchgeführt worden war, wurden bezüglich VWD und Einfluss der Sonografie auf die Therapie verglichen mit der Gruppe derer, bei denen die Ultraschalluntersuchung später stattfand. Der Einfluss auf die Therapie war folgendermaßen definiert: Ultraschall indiziert die Therapie oder schließt relevante Differenzialdiagnosen aus im Hinblick auf die klinische Verdachtsdiagnose oder die Sonografie ist ohne Einfluss auf die Therapie.
Ergebnisse:
Insgesamt wurden 1452 Patienten eingeschlossen. 1105 Patienten (Gruppe 1: 76,1%, mittleres Alter 55,8J (17–99J), 51% W, 49% M) wurden innerhalb der ersten 24h, die anderen 347 (Gruppe 2: 23,9%, mittleres Alter 71,6J (20–96J), 48,4% W, 51,6% M) später untersucht. Die durchschnittliche VWD (Mean) der stationären Patienten betrug 5,13d (SD 6,46) in Gruppe 1 (n=789/1105) im Vergleich zu 8,36d (SD 5,51) in Gruppe 2. Daraus ergibt sich eine Verkürzung der durchschnittlichen VWD um 3,23d (knapp 40%) in der Gruppe 1 gegenüber der Gruppe 2. 28,1% (n=311) von 1105 Patienten in Gruppe 1 wurden ambulant behandelt. Der Einfluss der Sonografie auf die Therapie betrug in Gruppe 1 97,4% (Indikation zur Therapie: 51,2%, Ausschluss relevanter Differenzialdiagnosen: 46,1%, ohne Einfluss: 2,7%), in Gruppe 2 84,1% (Indikation zur Therapie: 30,1%, Ausschluss relevanter Differenzialdiagnosen: 53,9%, ohne Einfluss: 16%).
Schlussfolgerungen:
Früher Ultraschall innerhalb von 24h als bildgebende diagnostische Methode bei Patienten der Notaufnahme kann stationäre Aufnahmen vermeiden bzw. ambulante Behandlung ermöglichen (28,1% im Studienkollektiv) und verkürzt die VWD erheblich (knapp 40% Gruppe 1 < Gruppe2) durch frühe Diagnose und Therapieeinleitung. Der Einfluss der Sonografie auf die Therapie ist in beiden Gruppen hoch, jedoch bei Ultraschall innerhalb der ersten 24h mit mehr direktem Einfluss auf die Therapie, wogegen später der Ausschluss relevanter Differenzialdiagnosen überwiegt. Daraus folgt, dass auch eine ggf. früher durchgeführte Ultraschalluntersuchung in der Gruppe 2 noch Potential bezüglich Verkürzung der VWD birgt. Der Altersdurchschnitt in Gruppe 1, bei der auch ambulante Patienten eingeschlossen wurden, liegt signifikant niedriger als der in Gruppe 2 (ausschließlich stationäre Patienten). Die Indikationsstellung zur frühen Sonografie innerhalb 24h (Gruppe 1) lässt einen Selektions-Bias aufgrund klinischer Verdachtsdiagnosen und Erkrankungen vermuten.
Ultraschall - Notaufnahme - Krankenhausverweildauer - Einfluss auf Therapie