Rehabilitation (Stuttg) 2013; 52(05): 322-328
DOI: 10.1055/s-0032-1330005
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Empfehlungen zur Überwindung von Schnittstellenproblemen in der medizinischen Rehabilitation der gesetzlichen Renten- und Krankenversicherung

Recommendations for Overcoming Interface Problems in Medical Rehabilitation of Federal Pension Funds and Statutory Health Insurance
N. Pohontsch
1   Institut für Sozialmedizin, Universität zu Lübeck
3   Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
J.-M. Träder
2   Institut für Allgemeinmedizin, Universität zu Lübeck
,
M. Scherer
3   Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
R. Deck
1   Institut für Sozialmedizin, Universität zu Lübeck
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Publication Date:
07 June 2013 (online)

Zusammenfassung

Ziel der Studie:

Schnittstellenprobleme sind eine Folge von Kommunikations- und Koopera­tionsproblemen, Informationsdefiziten und mangelnder Transparenz. Dem Versuch der Lösung der Schnittstellenprobleme widmen sich verschiedene Akteure teilweise schon seit Jahren bzw. Jahrzehnten. Nach einer Reihe von defizitorientierten Studien sollte das vorliegende Projekt nun aus einer aktuellen qualitativen Problemanalyse heraus gemeinsam mit den Betroffenen Empfehlungen für Lösungsmöglichkeiten für die bedeutsamsten Schnittstellenprobleme entwickeln.

Methodik:

Zunächst wurden 10 getrennte Gruppengespräche mit Rehabilitanden, niedergelassenen Haus- und Fachärzten, Kostenträgervertretern und Reha-Klinikern aus dem Raum Norddeutschland und dann 3 gemischte Gruppengespräche (vorgenannte Gruppen außer Rehabilitanden) durchgeführt. Diese dienten der Vorbereitung einer halbtägigen Abschlusskonferenz. Alle Sitzungen wurden aufgezeichnet und inhaltsanalytisch ausgewertet bzw. in Protokollen zusammengefasst.

Ergebnisse:

Die Studie liefert Empfehlungen zur Reduktion von Schnittstellenproblemen in der medizinischen Rehabilitation. Darunter fallen die Erstellung von Reha-Info-Webseiten für Versicherte und niedergelassene Ärzte, bestimmte ­Änderungen von Formularen/Anträgen/Bescheiden, Änderungen der Zuweisungsprozesse, Fort- und Weiterbildungsangebote für niedergelassene Ärzte und Unterstützung der niedergelassenen Ärzte bei der Erkennung von Rehabilitationsbedarf.

Schlussfolgerung:

Aufgrund der sektoralen Einteilung von Versorgungsstrukturen und der arbeitsteilig größer werdenden Spezialisierung stellt die Überwindung von Schnittstellen eine enorme Herausforderung dar. Sie sollte gelingen, wenn die verschiedenen Akteure unvoreingenommen aufeinander zugehen, Kompetenzen teilen statt abzugrenzen und auch bereit sind, neue Wege zu gehen. Unsere hier dargelegten Empfehlungen können nur einen ersten Schritt in diese Richtung darstellen.

Abstract

Objective:

Interface problems in medical rehabilitation are a consequence of problems with communication and cooperation, lack of information and transparency. Different stakeholders are trying to solve these problems since many years or decades respectively. Following a series of deficit-oriented studies we tried to develop recommendations for possible solutions of important interface problems together with affected people based on a qualitative analysis of main problem areas.

Method:

10 separate group discussions with rehabilitation patients, general practitioners and specialists in private practices, representatives of the federal pension fund and statutory health insurance as well as clinicians from rehabilitation clinics and 3 mixed group discussions (all before mentioned groups excluding rehabilitation pa­tients) were conducted. These group discussions served to prepare a semidiurnal final conference. All meetings were recorded and content analyzed or summarized in protocols respectively.

Results:

Results are recommendations on strategies to reduce interface problems in medical rehabilitation. Those are: development of a rehabilitation-information-website for insurees and general practitioners and specialists in private practices; changes in forms, applications, notifications; advanced training for general practitioners and specialists in private practices und support in detecting rehabilitation need.

Conclusion:

Due to divided structures of care provision and increasing specialization, overcoming interface problems is one of the main challenges in the provision of medical rehabilitation. It can be met if different stakeholder approach each other without prejudices, share instead of demarcate competencies and are willing to strike new paths. Our recommendations represent the first step to reaching this goal.