Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2013; 48(5): 304-313
DOI: 10.1055/s-0033-1347153
Fachwissen
Notfallmedizin
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Vergiftungen im Rettungsdienst – Diagnose und Therapie

Intoxications in the prehospital setting
Hans R Paschen
,
Markus Stuhr
,
Thoralf Kerner
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Publication History

Publication Date:
11 June 2013 (online)

Zusammenfassung

Vergiftungen sind ein seltener Grund für die Alarmierung des Rettungsdienstes. Der Eigenschutz der eingesetzten Kräfte hat insbesondere bei Einsätzen mit zunächst unbekannten Toxinen eine besonders hohe Priorität. Die notärztliche Therapie umfasst einerseits allgemeine, symptomorientierte Behandlungsschritte, andererseits ist bei einigen Vergiftungen der zielgerichtete Einsatz von Antidoten sinnvoll. Bei der Auswahl der Zielklinik sind die innerklinischen therapeutischen Optionen zu berücksichtigen.

Abstract:

Poisoning is an uncommon indication for the activation of the emergency medical service. Personal safety of the rescue team especially in situations with unknown toxins has highest priority. The goal of prehospital treatment includes symptom driven standard procedures as well as a specific treatment by antidotes. Hospital admission is strongly influenced by the further treatment options.

Kernaussagen

  • Die mit Abstand häufigste Vergiftung im Rettungsdienst ist die Alkoholintoxikation. Für den Notarzt stehen jedoch meistens die Vergiftungen mit unbekannten Substanzen sowie die mit akut lebensbedrohlichen Auswirkungen im Vordergrund.

  • Bei Verdacht auf eine Vergiftung bilden die gezielte Anamnese, ggf. die Fremdanamnese, die klinisch-körperliche Untersuchung und nähere Betrachtung der Umstände die Grundlage für die richtige Diagnose und entsprechende Therapie.

  • Für die eingesetzten Rettungskräfte gilt es, den Eigenschutz zu beachten, da zunehmend auch inhalative Noxen im Rahmen von Vergiftungen und Suizidversuchen verwendet werden.

  • Die Therapie von Vergiftungen folgt neben der sofortigen Unterbrechung der Toxinzufuhr einem strukturierten Muster aus symptomatischen Basismaßnahmen und spezifischer Behandlung, idealerweise ergänzt um eine Beratung durch ein Giftinformationszentrum.

  • Der Einsatz von Antidota bleibt auf seltene Indikationen beschränkt, eine Diskussionsgrundlage für die Bevorratung mit entsprechenden Substanzen bietet die sog. „Bremer Antidota-Liste“ der Arbeitsgemeinschaft in Norddeutschland tätiger Notärzte.

Ergänzendes Material