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DOI: 10.1055/s-0034-1384567
Die Entwicklung der Arzt-Patienten-Beziehung in Deutschland in den letzten Jahren aus Sicht von Vertretern der Ärztekammern und der Kassenärztlichen Vereinigungen
Development of the Physician-patient Relationship in Germany during the Last Years from the Perspective of the Heads of Chambers and KVsPublication History
Publication Date:
14 October 2014 (online)
Zusammenfassung
Einleitung: In einigen Medien wird die Meinung vertreten, die Arzt-Patienten-Beziehung habe sich in den letzten Jahren verschlechtert. In dieser Untersuchung wurde analysiert, ob dies zutrifft, ob die Aussage sich differenzieren lässt, welche Gründe für Veränderungen es gibt und ob man die Arzt-Patienten-Beziehung verbessern kann.
Methodik: Mit 8 Vorsitzenden bzw. Präsidenten von Ärztekammern und Kassenärztlichen Vereinigungen wurden ausführliche Interviews geführt; 3 weitere beantworteten schriftlich einen Fragebogen. Alle Aussagen wurden inhaltsanalytisch untersucht.
Ergebnisse: Es ist nicht „die“ Arzt-Patienten-Beziehung, die sich ändert, sondern eine ganze Reihe von Themenfeldern, z. B. das Image der Ärzteschaft, die Rolle des Arztes, das Verhalten der Patienten, die Rahmenbedingungen u. a. Das Vertrauen in der je einzelnen Arzt-Patienten-Beziehung hat sich nicht geändert. Bei den Themen, bei denen eine Änderung vorliegt, wurde eine Reihe von Gründen genannt, ebenso vielfältige Maßnahmen zur Verbesserung.
Schlussfolgerung: Eine Analyse „der“ Arzt-Patienten-Beziehung greift zu kurz, stattdessen sollte entlang der o. g. Themenfelder differenziert werden. Es wird empfohlen, diese qualitativen Eregbnisse, so weit möglich, quantitativ zu untersuchen. In einigen Bereichen können Kammern und KVen Aspekte der Arzt-Patienten-Beziehung selbst positiv beeinflussen, in anderen nur mittelbar.
Abstract
Introduction: In some media the opinion is expressed that the physician-patient relationship has deteriorated in the past few years. In the present study we have analysed the validity of this statement, if it can be differentiated, what the reasons for it may be and in what ways the physician-patient relationship can be improved.
Methods: 8 chairmen or presidents of chambers of medicine or associations of statutory health insurance physicians were comprehensively interviewed; another 3 gave written replies to a questionnaire. All statements were subjected to an analysis of content.
Results: It is not the physician-patient relationship that has changed but rather a whole series of thematic fields, e. g., the image of the medical profession, the role of the physician, the behaviour of the patients, and the general circumstances, etc. The belief in the individual physician-patient relationship has not changed. For those topics in which changes have occurred, a series of reasons has been mentioned, and numerous proposals for improvements have been made.
Conclusion: An analysis of “the” physician-patient relationship is not enough, instead a differentiation along the interfaces of the above-mentioned topics should be undertaken. It is recommended that these qualitative results should, as far as possible, be examined quantitatively. In some areas the chambers and the statutory health insurance physician associations could themselves positively influence the physician-patient relationship directly, in other aspects also indirectly.
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