Open Access
Gesundheitswesen 2015; 77(03): 200-205
DOI: 10.1055/s-0034-1387742
Übersichtsarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Patientenorientierung in der Versorgungsforschung

Patient-centredness in Health Services Research
S. Brandstetter*
1   Medizinische Soziologie, Universität Regensburg, Regensburg
,
J. Curbach*
1   Medizinische Soziologie, Universität Regensburg, Regensburg
,
M. McCool
1   Medizinische Soziologie, Universität Regensburg, Regensburg
,
M. Koller
2   Zentrum für Klinische Studien (ZKS), Klinikum der Universität Regensburg, Regensburg
,
J. Loss
1   Medizinische Soziologie, Universität Regensburg, Regensburg
,
C. Apfelbacher
1   Medizinische Soziologie, Universität Regensburg, Regensburg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
07. November 2014 (online)

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Zusammenfassung

Der Beitrag skizziert verschiedene Forschungsgebiete innerhalb der Versorgungsforschung, in denen Patientenorientierung in je eigener Weise thematisiert wird. In Interventionen in klinischen Studien und in der Versorgungsroutine wird zunehmend die Ergebnisevaluation mittels „patient-reported outcomes“ (PROs) gefordert. Die Vielzahl an verfügbaren PROs hat die Entwicklung eines mehrdimensionalen Klassifikationssystems sowie konsentierter Gütekriterien nötig gemacht. Diese sollen Anhaltspunkte dazu liefern, welche PROs sich für welche Fragestellung am besten eignen. Ein weit verbreitetes PRO ist das Konstrukt der Lebensqualität, das sich heute als Messgröße in klinischen Studien etabliert hat und auch im Sozialgesetzbuch als Gesundheitsziel festgeschrieben ist. Mit dem Konzept des „patient empowerment“ sollen Autonomie und Handlungsoptionen des individuellen Patienten gestärkt werden. Wie dieses Konzept für die Evaluation von Interventionen am besten operationalisiert werden kann, ist unklar. Trotzdem existieren hinsichtlich der praktischen Umsetzung vielfältige Ansätze. Eine Bedingung für „patient empowerment“ im Versorgungsalltag ist die Entwicklung und der Einsatz evidenzbasierter Patienteninformation. Auf der gesellschaftlichen Ebene wird Patientenorientierung im Rahmen von Forschung zu Selbsthilfe und Patientenorganisationen thematisiert. Gegenstand der Versorgungsforschung in diesem Gebiet sind etwa Ziele und Aktivitäten von Selbsthilfeorganisationen, Chancen der Integration von organisierter Selbsthilfe in die professionelle Versorgung sowie Barrieren der Inanspruchnahme.

Abstract

This paper provides a sketch of key research areas within health services research focusing on patient-centredness. The evaluation of patient-reported outcomes (PROs) is increasingly required for evaluating interventions in clinical trials and in routine health care. Often, however, it is un­clear which PROs are best suited for a particular research question. One of the most commonly used PRO is the construct of quality of life (QoL), which has become an established outcome in clinical trials and is also named as a health goal in the German Social Code of Law. The concept of patient empowerment implies that autonomy and room for manoeuver of the individual pa­tient should be strengthened. However, it is un­clear how the concept is best operationalised. One prerequisite for patient empowerment in routine health care is the development and implementation of evidence-based patient information. Another prominent research area focuses on the role of self-help and patient organisations in health services. Topics of interest are aims and activities of self-help organisations, potentials and challenges of integrating self-help into professional health services, effects of organised self-help support on patients and barriers of use.

* geteilte Erstautorschaft.