Suchttherapie 2015; 16(02): 82-89
DOI: 10.1055/s-0034-1394385
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Akzeptanz von kontrolliertem Konsum als Behandlungsziel unter Suchthilfefachkräften in Bayern[1]

Acceptance of Controlled Consumption as Treatment Goal by Addiction Professionals in Bavaria
A. Drinkmann
1   Fakultät für Soziale Arbeit, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
,
B. Lettl
1   Fakultät für Soziale Arbeit, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
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Publication Date:
18 November 2014 (online)

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Zusammenfassung

Fragestellung: Die Akzeptanz unter Suchtfachkräften gegenüber kontroll- statt abstinenzorientierten Behandlungszielen ist international wiederholt untersucht worden, unter anderem von Davis und Rosenberg (2012) in den USA. Auch in Deutschland wird die Diskussion um kontrollierten Konsum seit geraumer Zeit geführt, Daten zur Akzeptanz innerhalb des Suchthilfesystems fehlen jedoch bislang.

Methodik: Mithilfe eines international eingeführten Itempools wurden in einer Online-Befragung alle bayerischen Suchtberatungsstellen um Stellungnahmen zur Akzeptanz oder Ablehnung gegenüber Nicht-Abstinenz-Zielen für 12 verschiedene Therapiebedingungen gebeten: kontrollierter Konsum als Zwischen- oder Endziel der Behandlung von Klienten mit Missbrauch oder Abhängigkeit von Alkohol, illegalen Drogen oder Tabak.

Ergebnisse: Generell überwiegt die Akzeptanz die Ablehnung. Es finden sich jedoch Unterschiede je nach in Frage stehender Therapiebedingung: Die Akzeptanz für kontrollierten Konsum als Zwischenziel ist deutlich größer als die als Endziel der Behandlung. Bei Missbrauch ist sie größer als bei Vorliegen einer Abhängigkeit und bei Alkoholproblemen größer als bei Problemen mit illegalen Drogen.

Schlussfolgerungen: Diese Ergebnisstruktur bestätigt internationale Befunde. In Bayern ist die durchschnittliche Akzeptanz aber deutlich größer als in den USA und geringer als in Großbritannien.

Abstract

Aims: The acceptance of control-oriented and non-abstinence treatment goals by addiction professionals is internationally well studied, inter alia by Davis und Rosenberg (2012) in the United States. In Germany there is also an ongoing discussion on controlled consumption for quite a long time, but data on acceptance from inside the addiction help system are still lacking.

Method: Using an internationally established item pool in a web-based survey all outpatient addiction counseling institutions in Bavaria were asked for acceptability ratings of non-abstinence goals under 12 different therapy conditions: controlled consumption as an intermediate or final goal in the treatment of clients with alcohol, illegal drugs, or tobacco abuse or dependence.

Results: Overall acceptance is greater than rejection. But there are differences depending on the therapy condition under consideration: controlled consumption is more acceptable as an intermediate goal than as a final one. Acceptability is higher for abuse than for dependence, and higher for alcohol than for illegal drugs.

Conclusions: This structure of results replicates international findings. But mean acceptability ratings for controlled consumption as treatment goal are remarkably higher in Bavaria than in the United States and lower than in Great Britain.

1 Teile der hier vorgestellten Arbeit wurden auf dem 31. Symposium der Fachgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie 2013 in Trier sowie auf dem Bundeskongress der Deutschen Vereinigung für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen 2013 in Münster präsentiert.