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DOI: 10.1055/s-0036-1586601
Gesundheit im Lebensverlauf beginnt in der Kindheit – Ergebnisse aus KiGGS
Hintergrund: Im theoretischen Konzept der Lebensverlaufforschung spielen kritische und sensible Perioden, Risikokumulation und Risikoketten eine wichtige Rolle. Der frühen Lebensperiode kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Expositionen – wie Tabakrauch – während der intrauterinen und der späteren kindlichen Entwicklung und der Jugendzeit können den Anfang einer Risikokette bilden, die Gesundheit bis ins Erwachsenenalter beeinflusst.
Methode: Im Rahmen des Gesundheitsmonitorings des Robert Koch-Instituts umfasste die Basiserhebung der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland KiGGS (2003 – 2006) Befragungen, Untersuchungen und Laboranalysen, die erste Folgebefragung KiGGS Welle 1 (2009 – 2012) Befragungen in Form von Telefoninterviews. An der KiGGS-Basiserhebung war eine Querschnittstichprobe von insgesamt 17.641 Teilnehmenden im Alter von 0 – 17 Jahren bei einer Response von 66,6% beteiligt. Die Stichprobe von KiGGS Welle 1 bestand zum einen aus einer neuen Querschnittstichprobe 0- bis 6-Jähriger, zum anderen wurden die ehemaligen Teilnehmenden der KiGGS-Basiserhebung, die inzwischen 6 – 24 Jahre alt waren und als geschlossene Kohorte weitergeführt werden, zur Befragung eingeladen. Insgesamt nahmen 12.368 Kinder und Jugendliche im Altersbereich von 0 – 17 Jahren teil, darunter 4.455 Ersteingeladene (Response 38,8%) und 7.913 Wiedereingeladene (Response 72,9%). Alle Analysen wurden mit einem Gewichtungsfaktor durchgeführt, der die unterschiedliche Wiederteilnahmebereitschaft ehemaliger Teilnehmenden berücksichtigt und Abweichungen der Stichprobe von der Bevölkerungsstruktur korrigiert. Die Berechnungen von Prävalenzen und alters- und geschlechtsadjustierten Odds Ratios mit 95%-Konfidenzintervallen (KI) wurden mit Survey-Prozeduren für komplexe Stichproben durchgeführt. Zum Einsatz kam das Softwareprodukt IBM SPSS Statistics Version 20.
Ergebnisse: Der Beginn der Risikokette ‚Rauchen' liegt mit der Exposition des stark sozialstatusabhängigen mütterlichen Rauchens in der Schwangerschaft bereits vor der Geburt. Dieser Risikofaktor kumuliert häufig mit einer Passivrauchbelastung im späteren Lebensalter: Einer täglichen Passivrauchbelastung ausgesetzt sind 54,4% (95%-KI 51,0 – 57,7) der 14- bis 17-Jährigen, deren Mütter in der Schwangerschaft geraucht haben, aber nur 12,0% (95%-KI 10,9 – 13,3) der Jugendlichen, deren Mütter in der Schwangerschaft nicht geraucht haben. Jugendliche, die täglich oder nicht täglich Passivrauchbelastung ausgesetzt sind, rauchen häufiger selber als Jugendliche ohne Passivrauchbelastung (OR für Passivrauchbelastung: täglich 3,27 (95%-KI 2,72 – 3,91), nicht täglich 1,63 (95%-KI 1,30 – 2,04)).
Schlussfolgerung: Mit den populationsbasierten Daten der KiGGS-Studie identifiziert das Gesundheitsmonitoring des Robert Koch-Instituts Public-Health-relevante Expositionen und Risikogruppen in Deutschland sowie Ansatzpunkte für Prävention und Gesundheitsförderung zur Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit.