Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2016; 51(04): 244-252
DOI: 10.1055/s-0041-103155
Fachwissen
Intensivmedizin und Notfallmedizin
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Atemwegsmanagement – Vergleich verschiedener Leitlinien zum Management des schwierigen Atemwegs

Gösta Lotz
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Publikationsdatum:
12. April 2016 (online)

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Zusammenfassung

Das Management des schwierigen Atemwegs hat aufgrund seiner Relevanz für das Outcome der Patienten einen hohen Stellenwert in der Fort- und Weiterbildung in der Anästhesie. Ein Algorithmus kann als Plan für eine schwierige Situation gesehen werden. Seit 1993 haben zahlreiche Fachgesellschaften Leitlinien zum Atemwegsmanagement herausgegeben. Die Leitlinien von ASA und DGAI haben neben vielen inhaltlichen Übereinstimmungen auch relevante Unterschiede im Vorgehen. Während die DGAI verschiedene Algorithmen für erwartet und unerwartet schwierigen Atemweg vorschlägt, hat die ASA einen universellen Algorithmus. Extraglottische Atemwegshilfen und Videolaryngoskopie sind mittlerweile fester Bestandteil der Algorithmen. Der Erhalt der Spontanatmung wird beim erwartet schwierigen Atemweg von der DGAI anders als bei der ASA als zwingend vorausgesetzt. Die Leitlinie der DGAI ist beim erwartet schwierigen Atemweg, der Strategie zur Extubation und in Bezug auf die Ausbildung wesentlich konkreter als die ASA.

Abstract

Due to its relevance to patient outcome, management of the difficult airway is a major topic in the training of anesthesiologists. Algorithms may serve as a plan for a difficult situation. Since 1993, many professional organizations have published guidelines for airway management. ASA and DGAI share common strategies in their guidelines, but also have significant differences. The DGAI provides different algorithms for both the anticipated and unanticipated difficult airway, while the ASA uses one universal algorithm. Extraglottic airway devices and video laryngoscopes are integral part of all these algorithms. In the DGAI guideline, spontaneous breathing is essential, in contrast to the ASA algorithm. Furthermore, the DGAI guideline is much more specific than the ASA guideline in regard to the anticipated difficult airway, extubation strategy and continuing training of anesthesiologists.

Kernaussagen

  • Das Atemwegsmanagement ist für das Outcome des Patienten besonders relevant und daher ein Schwerpunkt in der Weiterbildung zum Anästhesisten.

  • Ein Algorithmus kann hilfreich sein als vorbereiteter Plan. Eine Leitlinie muss überprüft und an die lokalen Gegebenheiten angepasst werden.

  • Die American Society of Anesthesiologists (ASA) war Wegbereiter für Atemwegsleitlinien und hat diese zuletzt 2013 aktualisiert. Die DGAI hat 2015 eine aktuelle S1-Leitlinie erstellt.

  • Beim erwartet schwierigen Atemweg gilt die wache endoskopische Intubation als Goldstandard. Die ASA lässt aber auch die Intubation nach Einleitung einer Allgemeinanästhesie zu.

  • Mit der Verwendung extraglottischer Atemwegshilfen, dem Einsatz der Videolaryngoskopie und anderer Hilfsmittel lassen sich die meisten Situationen bewältigen. Als Ultima Ratio sollte ein invasiver translaryngealer oder transtrachealer Atemweg geschaffen werden.

  • Beim unerwartet schwierigen Atemweg und schwieriger Maskenbeatmung kann die Relaxation als „Vorwärtsstrategie“ ebenso wie der Einsatz von Hilfsmitteln erfolgen.

  • Eine Extubation nach schwierigem Atemweg sollte grundsätzlich in Intubationsbereitschaft erfolgen.

  • Der Patient muss nach einem schwierigen Atemweg über das Vorgehen informiert werden. Die Dokumentation der Atemwegsprobleme und der erfolgreichen Strategie kann für die Zukunft lebensrettend sein.

  • Das Training von alternativen Techniken und Hilfsmitteln sollte Teil des klinischen Alltags sein.

Ergänzendes Material