Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2017; 52(05): 376-381
DOI: 10.1055/s-0043-103506
Kasuistik
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kasuistik: ECMO-Einsatz bei hyperkapnischer Hirndruckkrise

Hypercapnic Raised Intracerebral Pressure – Ecmo Therapy Despite Major Intracerebral Haemorrhage
Matthias Unterberg
,
Hartmuth Nowak
,
André Gottschalk
Further Information

Publication History

Publication Date:
22 May 2017 (online)

Zusammenfassung

Unter der Geburt trübte sich bei einer 29-jährigen Patientin die Vigilanz progredient bis zum Koma. Grund war eine schwere Hirnblutung als Komplikation eines bis dahin nicht erkennbaren HELLP-Syndroms. Nach der zerebralen OP entwickelte die Patientin aggravierend ein schweres ARDS mit Hyperkapnie und kritischem Anstieg des intrakraniellen Druckes. Trotz Kontraindikation war eine ECMO-Therapie für insgesamt 31 Tage letztlich erfolgreich.

Abstract

We report a case of a 29-year-old primigravida asian woman with severe peripartal HELLP-syndrome. During delivery she developed coma. HELLP syndrome, complicated by severe intracerebral hemorrhage was detected. During course of therapy with drainage of intraventricular intracerebral hemorrhage, the patient developed pneumonia followed by severe acute respiratory distress syndrome (ARDS) with critically raised ICP. After 31 days of stabilization by extracorporeal membrane oxygenation (ECMO) and lung protective ventilation the patient was weaned of ECMO therapy. Following a period of 107 days including the weaning of respirator-therapy her neurologic status improved and she was able to follow commands, move upper and lower extremities on request, and recognize her relatives.

Kernaussagen
  • Das HELLP-Syndrom ist eine seltene Schwangerschaftskomplikation, die Mortalität für Mutter und Fetus ist hoch, die Pathogenese ist nach wie vor nicht vollständig verstanden.

  • In der Mehrzahl der Fälle treten Symptome bereits zwischen der 27. und der 37. SSW auf. 20 – 30% der betroffenen Patientinnen entwickeln die Symptome des HELLP-Syndroms erst nach der 37. SSW.

  • Es gibt eine Reihe von schwerwiegenden Komplikationsmöglichkeiten des HELLP-Syndroms inkl. des Auftretens einer intrazerebralen Blutung.

  • Das HELLP-Syndrom kann auch ohne vorherige Präeklampsie auftreten und u. a. durch intrazerebrale Blutungen aggraviert werden.

  • Der PaCO2 scheint eine wesentliche Determinante für die zerebrale Perfusion einerseits und daraus resultierend für den intrakraniellen Druck zu sein. Beides ist bei der Anpassung zu beachten.

  • Individuelle Erkrankungsverläufe können den Einsatz extrakorporaler Lungenunterstützungsverfahren trotz (relativer) Kontraindikationen erforderlich machen.