OP-Journal 2017; 33(01): 18-26
DOI: 10.1055/s-0043-103763
Fachwissen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die augmentierte iliosakrale Schraube bei Beckenfrakturen im Alter

Augmented Iliosacral Screw for Pelvic Fractures in Old Age
Niklas Grüneweller
,
Thomas Fuchs
,
Dirk Wähnert
,
Michael J. Raschke
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Publication Date:
23 June 2017 (online)

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Zusammenfassung

Die demografische Entwicklung hat in den letzten Jahren zu einer Zunahme an älteren multimorbiden Patienten mit Beckenringfraktur geführt. Dabei stellen Diagnose, Therapie sowie peri- und postoperatives Patientenmanagement eine große Herausforderung dar. Für eine optimale Patientenversorgung ist ein interdisziplinärer Behandlungsansatz notwendig. In der Altersgruppe der > 65-jähringen Patienten sind Beckenringverletzung häufig durch Niedrigenergietraumen verursacht und mit einer reduzierten Knochenqualität vergesellschaftet. Die therapeutischen Optionen reichen von konservativen bis hin zu verschiedenen operativen Maßnahmen. Allerdings wird auch die operative Therapie durch altersbedingte Komorbiditäten beeinflusst. Daher werden hierfür minimalinvasive und schonende OP-Methoden favorisiert. Die mit zunehmendem Alter reduzierte Knochenqualität erschwert jedoch die knöcherne Verankerung von unfallchirurgischen Implantaten erheblich. Im Folgenden stellen wir ein minimalinvasiv durchführbares Verfahren, die Zementaugmentation von iliosakralen Schrauben, vor. Dieses kann bei therapierefraktären Beschwerden und immobilisierenden Schmerzen zur Behandlung der hinteren Beckenringfraktur bei reduzierter Knochenqualität durchgeführt werden. Die Schraubenaugmentation trägt hier zu einer deutlichen Verbesserung der Implantatverankerung bei. Das Augmentationsverfahren kann ohne wesentliche Erweiterung des Zugangswegs und der chirurgischen Morbidität durchgeführt werden. Kanülierte und spitzenperforierte Schraubensysteme werden nach der gewohnten perkutanen Implantation bei reduziertem Eindrehmoment mittels Knochenzement im Bereich der Schraubenspitze augmentiert. Ziel dieser Therapie ist eine suffiziente Schmerzreduktion und die sofortige Mobilisation unter Vollbelastung, um Komplikationen und Folgeschäden durch Immobilisation für den geriatrischen Patienten zu vermeiden.

Abstract

Demographic changes have led to an increasing number of older patients with pelvic ring fractures. Diagnosis, therapy, peri- and postoperative care are challenges calling for interdisciplinary treatment approaches. Pelvic fractures in the age group over 65 years are mainly caused by a low energy trauma and are frequently associated with reduced bone quality. In this age group, minimally invasive surgery might be a key to reduce further complications caused either by open surgery or by poor bone quality. In case of therapy-refractory or immobilizing pain, screw fixation of the dorsal pelvic ring should be performed. Cement augmentation of the screw helps to enhance screw purchase without further compromise to bone, soft tissue and skin. Cannulated screws with tip perforations may be implanted in the usual way. In case of reduced drilling resistance or screw torque during implantation, the screw tip may be augmented with cement. The aim of this procedure is sufficient pain relief and quick postoperative mobilization with full weight bearing, which helps to reduce sequelae of patient immobilization.