Handchir Mikrochir Plast Chir 2000; 32(4): 260-270
DOI: 10.1055/s-2000-10928
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Monteggia-Verletzungen im Kindesalter[*]

Monteggia Injuries in ChildrenP. Angermann, M. Lutz, R. Zimmermann, C. Reinhart, M. Gabl, S. Pechlaner
  • Universitäts-Klinik für Unfallchirurgie Innsbruck (Suppl. Leiter: Univ.-Prof. Dr. K. P. Benedetto)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Dezember 2000 (online)

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Zusammenfassung

Die klassische „Monteggia-Luxationsfraktur“ ist eine charakteristische Kombinationsverletzung des Unterarmes mit Bruch der Elle und Luxation des Speichenkopfes. Monteggia-Verletzungen wie auch „Monteggia-Äquivalent“-Verletzungen sind im Wachstumsalter selten, betreffen jedoch das wachsende Skelett und können daher zu Spätschäden führen. Ziel dieser Studie war es, die Folgen dieser Verletzungen im Verlaufe des Wachstums zu untersuchen und die angewendete Behandlung zu überprüfen. Im Zeitraum von 1977 bis 1996 wurden an unserer Klinik insgesamt 27 Patienten im Wachstumsalter (drei bis 13 Jahre) wegen einer Monteggia- oder Monteggia-Äquivalent-Verletzung behandelt. Aus diesem Kontingent konnten 20 Patienten zwei bis 21 Jahre nach dem Unfall untersucht werden. Neben der subjektiven Einschätzung der Patienten wurden objektive klinische wie auch radiologische Parameter im Seitenvergleich erhoben. Die Gruppe I umfasst 12 Patienten mit einer „klassischen“ Monteggia-Verletzung, von denen fünf konservativ und sieben operativ behandelt wurden. Zehn von zwölf Patienten hatten keine objektive funktionelle Behinderung und waren subjektiv beschwerdefrei; ein Patient war subjektiv beschwerdefrei, es bestand aber eine Einschränkung der Pronation. Primär begleitende Paresen des N. radialis haben sich jeweils spontan zurückgebildet. Bei einer Patientin war nach persistierender Luxation des Speichenkopfes die Beugung im Ellenbogengelenk eingeschränkt; hier trat sekundär eine anhaltende Sensibilitätsminderung im Ausbreitungsgebiet des N. medianus auf. Die Gruppe II umfasst acht Patienten mit Monteggia-Äquivalent-Verletzungen. Diese Verletzungen wurden durchweg operativ behandelt. Klinisch wie radiologisch zeigten sich hier gehäuft Bewegungseinschränkungen und Achsendeviationen des Ellenbogengelenkes (Cubitus valgus) sowie Veränderungen an Elle und Speiche (Form, Achse und Längenwachstum). Kindliche Monteggia- und Monteggia-Äquivalent-Verletzungen führen großteils zu günstigen funktionellen Ergebnissen. Voraussetzung dafür sind eine exakte und stabile Reposition der Ellen- oder Unterarmfraktur und damit eine stabile Reposition des Speichenkopfes. Kann dies mit konservativer Behandlung nicht erreicht werden, ist die operative Einrichtung und Stabilisierung nötig.

Summary

The Monteggia-fracture dislocation is a characteristic combined injury of the forearm with fracture of the ulna and dislocation of the head of the radius. Monteggia- and equivalent injuries are rare. In the present study, we attempt to clarify the concept of therapy and observe the influence of this injury on the growth of the forearm bones. Between 1977 and 1996, 27 patients (three to thirteen years) with a Monteggia or a Monteggia-equivalent injury were treated. We present clinical and radiological long-term results of 20 patients, two to 21 years following the injury. Group I includes 12 patients with a classic Monteggia injury, five patients were treated conservatively, seven patients surgically. Ten patients were free of pain and had no loss of motion. In one patient there was a loss of pronation following an accompanying injury of the distal radius. Primary paresis of the radial nerve has a good prognosis. One patient presents a persisting dislocation of the radius head with a loss of flexion in the elbow joint, and a secondary persisting paraesthesia of the median nerve. Group II includes eight patients with a Monteggia-equivalent injury; all of them were treated surgically. The results in this group showed more loss of motion in elbow function, forearm rotation, and dislocation of the axis in the elbow joint. Monteggia and Monteggia-equivalent injuries in childhood have good functional results if correct reduction of the fracture of the ulna and the head of the radius is performed. If this is not possible conservatively, patients need open reduction and internal fixation.

1 Nach einem Vortrag am 39. Symposium der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie vom 14. bis 17. Oktober 1998 in Innsbruck.

Literatur

1 Nach einem Vortrag am 39. Symposium der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie vom 14. bis 17. Oktober 1998 in Innsbruck.

Dr. med. Peter Angermann

Universitäts-Klinik für Unfallchirurgie

Anichstraße 35

6020 Innsbruck

Österreich