Leitlinien zur sozialmedizinischen Leistungsbeurteilung bei
koronarer Herzkrankheit (KHK)
Guidelines for the Sociomedical Assessment of
Performance in Patients Suffering from Coronary Heart Disease (CHD)E. Becker, G. Brunken-Lockemann, H.-J Buschmann, S. Horn, H. Irle, I. Knorr, C. Korsukéwitz, I. Pottins, M. Rohwetter, P. Schuhknecht, K. Timner
1Alle Autoren sind bzw. waren Mitarbeiter des
beratungsärztlichen Dienstes der Leistungsabteilung oder des Fachbereichs
Medizin der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA). Darüber
hinaus erfolgte eine fachliche Beratung von Leitenden Ärzten von
Rehabilitationskliniken der BfA (Prof. Dr. Ingomar-Werner Franz, Dr.
Günter Haug, Prof. Dr. Thomas Wendt) und aus der Rehabilitationsabteilung
der BfA (Dr. Karl-Walter Kertzendorff).
Die vorliegenden Leitlinien wurden für den
beratungsärztlichen Dienst der BfA entwickelt. Ausgehend von der
täglichen Praxis wurden Kriterien und Entscheidungshilfen für eine
Systematisierung der sozialmedizinischen Leistungsbeurteilung bei koronarer
Herzerkrankung (KHK) zusammengestellt. Die Leitlinien sollen zur
Standardisierung in der sozialmedizinischen Leistungsbeurteilung beitragen und
Entscheidungsprozesse z. B. im Zusammenhang mit Anträgen auf
Erwerbsminderungsrente transparenter machen.
Die Leitlinien zeigen auf, wie sich die KHK manifestieren kann und
sie stellen die für die sozialmedizinische Leistungsbeurteilung
erforderliche Sachaufklärung vor. Die notwendigen Beurteilungskriterien im
Rahmen der Anamnese, der klinischen Untersuchung, der apparativen Diagnostik
- insbesondere der Myokardfunktion - und der Beobachtungen
während der Untersuchung werden deutlich gemacht. Die Beurteilung der
individuellen Belastbarkeit unter Berücksichtigung der beruflichen
Belastungsfaktoren wird dargestellt. Aus den ermittelten
Funktionsstörungen werden die verbleibenden Fähigkeiten bzw. die
Fähigkeitsstörungen abgeleitet, mit den berufsbezogenen
Belastungsfaktoren verglichen und daraus wird auf die Belastbarkeit im
Erwerbsleben geschlossen.
Abstract
The following guidelines were developed for the medical assessment
services of the German Federal Insurance Institute for Salaried Employees
(BfA). Starting from day-to-day practice criteria and attributes to guide
decisions for a systemisation of the sociomedical assessment of performance in
coronary heart disease (CHD) were compiled. The guidelines aim at standardising
the sociomedical assessment of performance and help to make the decision-making
process more transparent - e. g. for the assessment of
applications for decreased earning capacity benefits.
The guidelines summarise typical manifestations of CHD and describe
the necessary medical information for the sociomedical assessment of
performance. Relevant assessment criteria for the medical history, clinical
examination and for diagnostic tests - especially of myocardial
functioning - are illustrated. The assessment of the individual’s
capacity is outlined, taking occupational factors into account. Following the
determination of dysfunctions the remaining abilities and disabilities,
respectively, are deduced and compared with occupational demands. Finally
inferences are drawn regarding the occupational capacity of the individual.
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4 Die ICF ist die Nachfolgerin der „Internationalen
Klassifikation der Schädigungen, Fähigkeitsstörungen und
Beeinträchtigungen” (ICIDH) von 1980.
5 Bei der Ischämiediagnostik ist jedoch je nach Fragestellung
eine Unterbrechung der herzwirksamen Medikation unverzichtbar.
6 Als submaximale Herzfrequenz bei ergometrischer Belastung wird in
der Literatur „200 - Alter in Jahren” angegeben, teilweise
mit dem Hinweis, das entspräche 85% des Maximalwertes. Als
Ausbelastungsfrequenz wird „200 - Alter” oder „220
- Alter” angegeben, als maximale Herzfrequenz „220 -
Alter” [1-6]. Bei einer Untersuchung im Liegen
beträgt der Richtwert der Ausbelastungsherzfrequenz 80% der
maximalen Herzfrequenz, die nach der Formel „220 - Alter”
berechnet wird [7]. Die maximal mögliche Leistung im Sitzen ist
um durchschnittlich 25 Watt höher als im Liegen.
7 Zu Befunddokumentation und Normwerten siehe Anlage.
8 [7]: 22 mm Hg in Ruhe als oberer Grenzwert.
11 Die Klassifizierung ventrikulärer Herzrhythmusstörungen
nach Lown Grad 0-V hat rein deskriptiven Charakter und lässt
für sich allein keinen Rückschluss auf die kardiale Funktion zu.
12 In Ruhe auftretende ventrikuläre Extrasystolen, die unter
Belastung sistieren, sind in der Regel nicht organisch bedingt und führen
zu keiner Leistungsminderung.
18 In der Rehabilitationsklinik Hochstaufen der BfA zugrunde gelegte
Werte.
Dr. Manfred Rohwetter
Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, Fachbereich
Medizin