Z Orthop Ihre Grenzgeb 2002; 140(6): 637-643
DOI: 10.1055/s-2002-36038
Wirbelsäule
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Paläopathologie der Lendenwirbelsäule im frühen Mittelalter

Paleopathology of the Lumbar Spine in the Early Medieval PeriodJ.  Weber1 , A.  Czarnetzki2
  • 1Neurochirurgische Klinik, Leopoldina KH, Schweinfurt
  • 2Paläanthropologie/ Osteologie, Universität Tübingen, Tübingen
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Publication Date:
11 December 2002 (online)

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Zusammenfassung

Studienziel: Paläopathologische Untersuchungen der Lendenwirbelsäule können zahlreiche Informationen über Erkrankungen und deren Häufigkeit in früheren Kulturen im Vergleich mit der heutigen Zeit erbringen. Methode: Die Untersuchung wurde an 185 Lendenwirbelsäulen aus dem frühen Mittelalter (6. - 8. Jahrhundert nach Christus) vorgenommen. Die Skelette stammen aus den Reihengräberfriedhöfen der Merowinger von Nusplingen, Schretzheim, Neresheim und Pleidelsheim aus dem Südwesten von Deutschland. Ergebnisse: Folgende pathologische Befunde konnten an der Lendenwirbelsäule aufgezeigt werden: angeborene Missbildungen, degenerative Erkrankungen, Infektionen und Traumen. Mit 24 % am häufigsten wurde eine Spondylose der Wirbelkörper oder der Facettengelenke beobachtet. Dorsale Spaltmissbildungen und Spondylolysen wurden ebenfalls nicht selten angetroffen. Frakturen oder Infektionen der lumbalen Wirbelsäule wurden selten beobachtet. Primäre oder sekundäre Tumoren der Wirbelsäule konnten nicht festgestellt werden. Schlussfolgerung: Viele aus heutiger Zeit bekannte Erkrankungen der lumbalen Wirbelsäule waren bereits in der Merowingerzeit vorherrschend.

Abstract

Aim: The lumbar spine of people from ancient civilizations can provide a large amount of information about these individuals and their physical condition through paleopathological investigation. Method: This study was conducted on a sample of 185 lumbar spines from southwestern Germany dating back in the early medieval period. The skeletons came from the row graves from Nusplingen, Schretzheim, Neresheim, and Pleidelsheim. Results: Examples of congenital malformations, degenerative processes, infections and traumatic diseases were discovered. The most common pathological findings were degenerative changes of the lumbar spine in 24 %. Congenital anomalies and spondylolysis were relatively common in this population. Examples of traumatic injuries and infections of the spine were rare. Metastatic lesions on the vertebral bodies were identified in no case. Conclusion: Most diseases of the lumbar column in the ancient inhabitants of southwestern Germany were similar to those that affect the present-day population of that area.