Kommentierte Referate

Mitte der 80er-Jahre regte Prof. Dr. Martin Wiebeck an, in der Zeitschrift für Gastroenterologie eine Rubrik „Kommentierte Referate” einzurichten. Die Idee war, relevante Forschungsergebnisse kurz, kritisch und im Kontext darzustellen, damit dem Leser auch die über oft spezielle Journale verstreute und meist englische Originalliteratur mittelbar nahe gebracht werde. Als Autoren wurden die Mitglieder des Selektionskomitees für die zur Jahrestagung der DGVS eingereichten Abstracts erkoren, die jährlich zwei Referate verfassen sollten. Damit konnten pro Ausgabe ein bis zwei Kommentierte Referate abgedruckt werden. Prof. Wienbeck übergab mir zum 1.1.1994 nach Zustimmung durch die Schriftleitung die Betreuung dieser Rubrik, nachdem ich über mehrere Jahre selbst Kommentierte Referate verfasst hatte.

Die Kommentierten Referate blicken somit auf eine über 15-jährige Geschichte zurück. Nach Einschätzung der für unsere Zeitschrift verantwortlichen Mitarbeiter des Thieme-Verlags erfreuen sie sich großer Beliebtheit bei den Lesern. Das freut die Schriftleitung natürlich und bestätigt das Konzept.

Dieses beinhaltet, dass Arbeiten aus dem gesamten Bereich unseres Fachgebiets vorgestellt werden, von der Grundlagenforschung bis zur klinischen Studie. Aufgabe des Kommentators ist es dabei, im Referat die wesentlichen Aspekte der Arbeit auch dem hier nicht Bewanderten verständlich zu machen und im anschließenden Kommentar in den Kontext des bekannten Wissens und der sich ergebenden Perspektiven zu stellen.

Der Transfer neuen Wissens zum potenziellen Anwender ist mir ein wichtiges Anliegen, dem auch ein Teil meiner wissenschaftlichen Arbeit gewidmet ist. Denn neben der Mitarbeit an klinischen Studien zu funktionellen gastrointestinalen Erkrankungen befasse ich mich mit der Erstellung und Implementierung EDV-gestützter Leitlinien und Informationssysteme im klinischen Alltag.

Die Aufgabe des Sektionseditors der Kommentierten Referate besteht vor allem darin, den stetigen Fluss der Manuskripte zu sichern und auf eine gewisse Einheitlichkeit in der Form zu achten. Ein formelles Reviewverfahren existiert bewusst nicht, da die Referate i. d. R. von Autoren erstellt werden, die selbst oder deren Forschungsgruppenleiter im Spezialgebiet hinreichend ausgewiesen sind, um die fachliche Kompetenz zu gewährleisten. Im Kommentar dürfen durchaus auch persönliche Einschätzungen enthalten sein, die einem Reviewprozess naturgemäß schwer zugänglich sind. Nur in Ausnahmefällen, wenn mir bei der Durchsicht des Manuskripts Zweifel kommen (oder wenn ich es selbst verfasst habe), sende ich es einem externen Reviewer mit der Bitte um kritische Stellungnahme.

Die Kommentierten Referate sind eine exzellente Möglichkeit, den Lesern der Zeitschrift für Gastroenterologie das eigene Forschungsgebiet und die eigene Kompetenz nahe zu bringen. Zwar sind die Mitglieder des Selektionskomitees der DGVS nach wie vor als Kommentatoren gefordert. Vor allem aber durch das Engagement vieler anderer Autoren gelang es bisher, in jeder Ausgabe der Zeitschrift zwei bis drei Referate zu publizieren. Die Zeit von der Einreichung des Manuskripts bis zum Erscheinen ist mit drei bis vier Monaten kurz, was zum Teil auf dem Wegfall des Reviewverfahrens beruht.

Ich möchte alle Mitglieder der Gesellschaft und andere Leser der Zeitschrift für Gastroenterologie ermutigen, Kommentierte Referate über Publikationen zu verfassen, deren Aussage von allgemeinem Interesse ist und durch einen kritischen Kommentar Ihres Erachtens auch dem nicht spezialisierten Leser verständlich gemacht werden kann. Bitte melden Sie Ihr Referat zunächst bei mir an, damit Sie nicht eine Arbeit besprechen, die bereits von einem anderen Autor bearbeitet wird. Die Anmeldung und die Einreichung des Manuskripts erbitte ich via E-mail ([e-mail]). Die formale Gestaltung entnehmen Sie am besten den in der Zeitschrift abgedruckten Referaten (Gliederung, Zitierweise). Ich freue mich auf die Zusammenarbeit!