Psychiatr Prax 2006; 33(8): 367-371
DOI: 10.1055/s-2005-866845
Psychiatriegeschichte
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ist die Akinesia algera von Paul Julius Möbius (1891) als zönästhetische Erscheinung ein aktuelles Krankheitsphänomen?

Is Akinesia Algera by Paul Julius Möbius (1891) as a Coenästhetic Appearance a Still Up-To-Date Phenomenon?Oliver  Somburg1 , Holger  Steinberg2
  • 1Kinik und Poliklinik für Psychiatrie
  • 2Archiv für Leipziger Psychiatriegeschichte an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Universität Leipzig
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Publication Date:
27 November 2006 (online)

Zusammenfassung

Anliegen: Anhand der Akinesia algera, einem von Paul Julius Möbius 1891 postulierten Krankheitsbild, soll die Relevanz für die Diagnostik körperbezogener psychischer Störungen in der Gegenwart herausgearbeitet werden. Methode: Relevante Originalarbeiten von Möbius und seinen Zeitgenossen u. a. Kraepelin, Binswanger, Erb wurden exploriert. Die Zuordnung der beschriebenen Phänomene in die gegenwärtig geltende Lehrmeinung wurde versucht. Ergebnisse: Möbius' als Akinesia algera bezeichnete Krankheitsfälle lassen sich unter die Typologie der zönästhetischen Schizophrenien subsumieren. Schlussfolgerung: Die Akinesia algera ist der Erstbeschreibung nach als zönästhetisches Symptom aufzufassen und stellt in der täglichen Praxis eine diagnostische Herausforderung dar.

Abstract

Objective: Considering as example Akinesia algera - postulated in 1891 as a disease by Paul Julius Möbius, the relevance for diagnosing body-related mental disturbances will be demonstrated. Method: Relevant original works of Möbius and of some of his well known contemporaries for instance Kraepelin, Binswanger, Erb were explored. The correlation of the described phenomenon to current textbook doctrine has been attempted. Results: Möbius, case histories, described as Akinesia algera, can be subsumed under the typology of coenästhetic schizophrenia. Conclusion: Akinesia algera is by primary source to be evaluated as a coenästhetic symptom and remains in daily practice a diagnostic challenge.

Literatur

1 ([37], S. 662): „Zwei Stunden nachdem wir 10 cm Schlauchverband locker über den rechten Unterarm gezogen hatten, klagte die Patientin über eine heftige Schmerzattacke: Die Hände schmerzten, als ob sie Stockschläge erhielten, die Gefäße leiteten das ,Gift‘ durch den ganzen Körper. Der Schmerz werde zur Schädelkalotte gebündelt und erreiche sein Maximum hinter der Nasenwurzel. Die Füße fühlten sich wie ,rohes Fleisch‘ an, auch die Zehnägel schmerzten. Trotz Entfernung des Schlauchbandes hielten die Beschwerden bis zum nächsten Tag an.”

Dr. med. Oliver Somburg

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie · Universität Leipzig

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