Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66(11): 1050-1058
DOI: 10.1055/s-2006-924468
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Überblick der medizinischen Kennzahlensysteme in Deutschland zur Qualitätssicherung der Diagnostik und Therapie des Mammakarzinoms: Eine Bewertung aus der Sicht des Klinikers

Review of Medical Assessment Systems in Germany for Quality Assurance of Diagnosis and Treatment of Breast Cancer: a Clinician's ViewE. Neuschwander1 , G. Elsner2 , A. Hettenbach3 , G. Becker4
  • 1Frauenklinik und Qualitätsmanagement Brustzentrum, Klinik am Eichert, Göppingen
  • 2Tumordokumentation des Onkologischen Schwerpunktes und Qualitätsmanagement Brustzentrum des Landkreis Göppingen
  • 3Frauenklinik und Leitung Brustzentrum des Landkreis Göppingen
  • 4Radioonkologie und Leitung des Onkologischen Schwerpunktes
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Publication History

Eingang Manuskript: 5.5.2006 Eingang revidiertes Manuskript: 11.7.2006

Akzeptiert: 20.7.2006

Publication Date:
04 December 2006 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: Zur Beurteilung der Versorgungsqualität des Mammakarzinoms werden deutschlandweit vier Kennzahlensysteme verwendet. Nachfolgende Studie hat diese Systeme aus klinischer Sicht vergleichend bewertet: Das System der Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung (BQS) ist für das klinische Qualitätsmanagement ungenügend. BQS ist im Kern ein Controllinginstrument zur Rechnungslegung. Eine Abbildung des gesamttherapeutischen Regimes ist unmöglich. Durch die Verknüpfung der Qualitätsparameter mit dem stationären Aufenthalt geht ihre Aussagekraft verloren, die systematische Inkompatibilität führt zu Doppelerhebungen. Von den Fachgesellschaften wurde mit OnkoZert ein Zertifizierungssystem für Brustzentren entwickelt. Einem bestehenden Qualitätsmanagementsystem werden Vorgaben bezüglich Struktur-, Prozess- und Ergebnisparametern gemacht. Diese sind umfangreich und ungenau, durch das Format des Erhebungsbogens außerdem strukturlastig. Im Vergleich ist eine externe Validierung bis auf Patientenebene möglich. Die Westdeutsche Brust-Centrum GmbH (WBC) favorisiert das Prinzip des „Benchmarking“ und stellt Kliniken in eine Rangfolge bezüglich mehrdimensionaler Indikatoren. Die Mehrdimensionalität erlaubt therapierelevante Paradigmen zur Patientenversorgung einzubeziehen. Dem Rangfolgeplatz ist statt einer Fallzahl zur Anonymisierung ein Vertrauensintervall zugeordnet. Insgesamt soll dies motivieren, sich an den Besten zu orientieren. Ein Vergleich der einzelnen Kliniken zu den Besten ist aber nur bedingt möglich. Wenn der Bezug der Kennzahl auf den eigenen Behandlungspfad unvollständig darstellbar ist, wird die Motivation fraglich, Versorgungsprozesse zu hinterfragen. Das Disease Management Programm (DMP) Mammakarzinom stellt den Versuch dar, einen auf gesetzlicher Grundlage basierenden Versorgungspfad zu etablieren, der über die sektoralen Grenzen hinausreicht. Das darauf basierende Kennzahlensystem dient dem Ziel, eine verbesserte Patientenversorgung im Vergleich zum bisherigen Therapiemodus zu belegen und damit die investierten Ressourcen zu begründen. Dieses Kennzahlenwerk ist dafür nicht brauchbar.

Abstract

Four measuring systems for the evaluation of the quality of screening for breast cancer are in use in Germany. The following study gives a review from a clinical point of view: the BQS system, created by the “Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung” (BQS), is inadequate for clinical quality management. Basically the BQS system is a controlling instrument for accounting purposes. A complete analysis of the therapeutic regime is impossible. By linking the stationary episodes of the patients, the indicators' value disappears and the system's incompatibility with other systems results in the necessity of collecting data twice. German medical societies designed OnkoZert, a system of accreditation for breast-cancer centers. An existing quality management system was redefined, but the excessive emphasis on structures, the inexact definitions of data have made this system unwieldy. However, compared to other systems, validation of data down to the level of patients' files is possible. The “Westdeutsche Brust-Centrum GmbH (WBC)” favors a ranking method to benchmark clinics using multidimensional indicators including therapy-relevant paradigms. For anonymization purposes a confidence interval is allocated to the clinics indicating their position in the ranking order. However, as it is difficult to link performance figures to a specific course of treatment, the motivation to challenge current modes of procedure is low. The Disease Management Program (DMP) for breast cancer is an attempt to establish legal medical guidelines. The resulting system of indices aims to demonstrate a better patient care compared to previous therapies and provide a justification for the invested resources. However, the indicators are unsuitable for this purpose.

Literatur

Dr. med. Eric-Alfred Neuschwander

Frauenklinik und Geburtshilfe
Klinik am Eichert

Postfach 660

73006 Göppingen

Email: Eric.Neuschwander@KaE.de