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DOI: 10.1055/s-2006-940094
Schmerz: ein zentrales Thema der Physikalischen Medizin und Rehabilitation
Pain: A Central Issue in Physical Medicine and RehabilitationPublication History
Eingegangen: 3. August 2006
Angenommen: 14. August 2006
Publication Date:
26 September 2006 (online)
Ein Großteil der PatientInnen im Bereich der Physikalischen Medizin und Rehabilitation leidet unter Schmerzen. Dementsprechend ist eine der wichtigsten Zielsetzungen im Einsatz physikalischer Modalitäten die Schmerzreduktion. Schmerz führt zu Verringerung körperlicher Aktivität, Muskelschwäche, Bewegungseinschränkung von Gelenken und Bindegewebe, Einschränkungen der Alltagsaktivitäten sowie Einschränkung der sozialen Partizipation. Somit führt Schmerz auch zu Einschränkungen auf allen Ebenen der ICF. Die adäquate Behandlung und das rechtzeitige Management von Schmerzsyndromen sind essenzielle Faktoren für den Erfolg vieler Rehabilitationsmaßnahmen. Schmerz greift in allen Lebenslagen ein und beeinträchtigt den Menschen in Wohlbefinden und Lebensqualität. Die Folgen von Schmerzsyndromen führen direkt zu den grundlegenden Indikationen der Rehabilitation.
Die gemeinsame Jahrestagung der ÖGPMR und DGPMR in Salzburg hat sich zum Ziel gesetzt, den Schmerz aus verschiedenen Perspektiven darzustellen und damit dem komplexen Charakter des Schmerzes zu entsprechen. Es werden die Themen Rehabilitation von Schmerzpatienten, Schmerz und Alter, ICF und Schmerz, Arbeitsplatz und Schmerz, spezielle Schmerzsyndrome, Schmerz und körperliche Aktivität, Infiltrationsbehandlungen, medikamentöse Schmerztherapie, Schmerzprobleme in der Schlaganfallrehabilitation, Schmerztherapie mit physikalischen Modalitäten, neue Aspekte der interventionellen Schmerztherapie sowie Rehabilitationskonzepte des akuten und chronischen Rückenschmerzes behandelt. Damit ist es uns gelungen, viele wichtige Aspekte des Schmerzes unter besonderer Berücksichtigung der rehabilitativen Zielsetzungen zusammenzufassen.
Die Betonung der Funktionsfähigkeit in der Schmerztherapie ist ein wesentlicher Behandlungsansatz, der bei der stetigen Zunahme chronischer Schmerzen, insbesonders der muskuloskeletalen Schmerzsyndrome, immer mehr an Bedeutung gewinnt. Mit steigender Lebenserwartung der Bevölkerung werden auch die PatientInnen immer älter, nicht zuletzt weil dank des medizinischen Forschritts auch schwerste Erkrankungen immer häufiger überlebt werden. Aber das Überleben geht oft mit erheblichen Funktionseinschränkungen einher, deren häufigste Ursache wiederum Schmerz ist. Dieser Schmerz hat in der Regel längst seine Schutz- und Warnfunktion verloren. Die Schonung als natürliche Reaktion erfolgt nicht mehr adäquat und kann selbst Krankheitswert entwickeln. Diesen unphysiologisch gewordenen Reflex „Schmerz - Schonung” zu unterbrechen und den Schmerz scheinbar paradox zu behandeln ist eine wichtige Strategie in der Schmerzrehabilitation. Ein weiterer Teil der Schmerzbehandlung besteht darin, den PatientInnen unabhängig vom tatsächlichen Leidensdruck die bestmögliche Funktionsfähigkeit und Lebensqualität zurückzugeben. Dieses Ziel zieht sich durch alle Aspekte der rehabilitativ betonten Schmerztherapie. Während die klassische Schmerztherapie die Schmerzreduktion als primäres Ziel sieht, erstrebt die Rehabilitation in erster Linie die Wiedereingliederung in den normalen Lebensprozess. Ein Patient, der weiterhin noch Schmerzen hat, aber sein Leben befriedigend führen kann, ist in diesem Sinn besser behandelt als ein Patient, der zwar weitgehend schmerzfrei, aber in seinen Alltagsaktivitäten hochgradig eingeschränkt ist. Diese Fokussierung auf das subjektive Erleben der PatientInnen (Wohlbefinden, Lebensqualität) und die Wiedereingliederung in die Gesellschaft zieht sich thematisch auch durch die Beiträge unserer Jahrestagung.
Zeitgleich mit der diesjährigen Jahrestagung ist das „White Book on Physical and Rehabilitation Medicine in Europe” fertig geworden und erscheint in der vorliegenden Ausgabe der Zeitschrift in einer deutschen Übersetzung. Dieses „Weißbuch Physikalische Medizin und Rehabilitation in Europa” ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einem besseren Selbstverständnis unseres Faches. Es definiert für Europa unsere Aufgaben und Zielsetzungen. Das Fach gilt in vielen Bereichen noch als Pionierfach, das sich eine adäquate Position in der medizinischen Landschaft Schritt für Schritt erobern muss. Das geht von der Akzeptanz durch die Kollegenschaft bis hin zur Überzeugung der Kostenträger. Das Weißbuch stellt in klarer und umfassender Art und Weise die Aufgaben unseres Faches dar und leistet sowohl für die Unterstützung unserer fachlichen Kompetenz als auch für die Festigung der „Corporate Indentity” unseres Faches einen wichtigen Beitrag.
Für die Jahrestagung wurden erstmalig über 100 Abstracts eingereicht, ein Zeichen des großen Engagements unserer wissenschaftlich arbeitenden KollegInnen und des stetigen Wachstums unsrerer Fachgruppe. Im Namen der wissenschaftlichen Leitung möchten wir uns bei allen aktiv Beteiligten dieses Kongresses bedanken, die mit ihren Ideen und ihrem Engagement das Programm ermöglicht und bereichert haben. Wir wünschen allen Teilnehmern interessante Anregungen, gute persönliche Kontakte und natürlich einen angenehmen Aufenthalt im schönen Salzburg!
Prof. Dr. med. Tatjana Paternostro-Sluga
Leitung Wiss. Komitee ÖGPMR, Juniorpräsidentin ÖGPMR
Prof. Dr. med. Peter Kröling
Leitung Wiss. Komitee DGPMR, Präsident DGPMR
Univ.-Prof. Dr. med. Veronika Fialka-Moser
Universitätsklinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation · Medizinische Universität Wien · Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien
Währinger Gürtel 18 - 20
1090 Wien · Österreich
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Prof. Dr. med. Peter Kröling
Lehrstuhl für Physikalische Medizin und Rehabilitation · Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU)
Marchioninistraße 17
81377 München
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