PSYCH up2date 2018; 12(06): 487-502
DOI: 10.1055/a-0498-3712
Persönlichkeitsstörungen, Impulskontrollstörungen und dissoziative Störungen

Dissoziative Symptome und Störungen

Kathlen Priebe
,
Christian Stiglmayr
,
Christian Schmahl
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Dissoziative Symptome wie Depersonalisation und Derealisation sind häufig und kommen bei fast allen psychischen Störungen vor, werden aber immer noch sehr oft übersehen. Dissoziative Störungen im engeren Sinne sind etwas seltener, sind aber meist stark beeinträchtigend. Diese Übersicht stellt den aktuellen Stand zur Diagnostik von dissoziativen Symptomen und Störungen, zur Epidemiologie, Ätiologie und Therapie von Dissoziation dar.

Kernaussagen
  • Dissoziative Störungen im eigentlichen Sinne können von dissoziativen Symptomen bei anderen psychiatrischen Erkrankungen unterschieden werden. Gehäuft treten dissoziative Symptome bei Patienten und Patientinnen mit Posttraumatischen Belastungsstörungen und Borderline-Persönlichkeitsstörungen auf.

  • Im ICD-10 werden Störungen mit Funktionsausfällen auf kognitiv-psychischer und auf körperlicher Ebene als dissoziative Störungen bezeichnet. Im DSM-5 werden Störungen mit pseudoneurologischen Symptomen der Kategorie „Somatische Belastungsstörung und verwandte Störungen“ zugeordnet.

  • Ätiologisch können traumatischen Erlebnisse eine Rolle spielen. Traumatische Erfahrungen stellen jedoch keine notwendige Bedingung für die Entwicklung einer dissoziativen Störung dar. Eine erhöhte Dissoziationsneigung kann auch auf genetische und neurobiologische Faktoren sowie auf Emotionsregulationsdefizite zurückgehen.

  • Zur Diagnostik dissoziativer Störungen empfiehlt sich das SKID-D, zur Erfassung länger andauernder dissoziativer Symptomatik der FDS, für akute dissoziative Zustände die DSS.

  • Dissoziation behindert Lernvorgänge.

  • Dissoziation ist kontrollierbar, auch wenn dies anfangs von den Patienten und Patientinnen nicht so erlebt wird.

  • In der Psychotherapie wird ein phasenorientiertes Vorgehen empfohlen, in welchem das Erkennen und Unterbrechen von dissoziativen Symptomen sowie die Verbesserung der Emotionsregulation an erster Stelle steht.

  • Zur adjuvanten Pharmakotherapie bieten sich SSRI und Naltrexon an.



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Publication Date:
29 October 2018 (online)

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