PiD - Psychotherapie im Dialog 2018; 19(03): 118-119
DOI: 10.1055/a-0556-2825
Resümee
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Es hat sich gelohnt!

Barbara Stein
,
Volker Köllner
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. September 2018 (online)

Arbeitsrealität und Belastungsfaktoren

Arbeit strukturiert unseren Alltag, wirkt identitäts- und beziehungsstiftend, stabilisiert unser Selbstwertgefühl, bietet die Chance zur Selbstbestimmung und sichert natürlich unsere wirtschaftliche Existenz. Ein guter Job hat einen hohen Resilienzfaktor. Wir wissen alle, dass schlechte Arbeitsbedingungen unsere seelische und körperliche Gesundheit gefährden. Chronischer Stress und Überforderung macht krank. Neurobiologische Studien untermauern dieses Wissen und bieten Erklärungsansätze für diese Prozesse. Wir wissen auch, dass sich die Arbeitswelten ständig ändern, mit positiven wie negativen Konsequenzen: Zeitdruck, zu knappe Terminvorgaben, steigende Arbeitsbelastung, Arbeitsverdichtung – aber auch mehr Flexibilität und weniger körperliche Arbeitsschwere.

Die Anforderungen und Erwartungen an den Arbeitnehmer wandeln sich. Um nur einige Veränderungen zu nennen: flexible Arbeitszeitgestaltung, Mobilität durch Homeoffice und Telearbeit, Digitalisierung oder Kommunikationstechnologien, die eine Erreichbarkeit rund um die Uhr ermöglichen. Gut genutzt bieten sie Chancen und führen zu höherer Arbeitszufriedenheit oder besserer Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Damit verbunden ist immer jedoch die Notwendigkeit, die Grenze zwischen Arbeits- und Privatleben zu definieren – und auch aufrechtzuhalten! Zeitliche Entgrenzung – z. B. am Wochenende kontaktiert werden zu können oder nach Feierabend zuhause noch Mails zu checken – kann sich negativ auf die Work-Life-Balance auswirken. Abschalten und Energietanken fällt dann schwerer. Auch ortsflexibles Arbeiten trägt dazu bei, dass die Lebensbereiche verschwimmen. Zwischen den Rollen als Arbeitnehmer, Vater oder Tennispartner hin und her zu springen erfordert Energie. Und fördert nicht die Erholung. Der Reibungsverlust entsteht an der Schnittstelle: Je durchlässiger die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben ist, desto eher hat dies negative Folgen für die Gesundheit. Entgrenzung steigert das Risiko für Erschöpfung und Burnout.

Hier eine gute Nachricht: Obwohl wir Psychotherapeuten Entgrenzung sicher kennen (und praktizieren) scheinen wir im Vergleich mit anderen helfenden Berufen ein geringes Burnout-Risiko zu haben. Uns schützt, dass wir in der Regel unsere Arbeitsgestaltung kontrollieren und selbst bestimmen können und wenig Möglichkeit zur Arbeitsverdichtung haben, da wir zeitgebundene Leistungen erbringen.