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DOI: 10.1055/a-0562-7848
2nd world congress of sports physical therapy
Optimal loading in Sport – 6. und 7. Oktober 2017 in BelfastPublication History
Publication Date:
04 May 2018 (online)
Nach der erfolgreichen Durchführung des ersten Sportphysiotherapie-Weltkongresses 2015 in Bern fand im Oktober 2017 der 2. Weltkongress im historischen Titanic Besucherzentrum in Belfast ([ Abb. 1 ]) statt. Hauptorganisator war die ACPSEM (Association of Chartered Physiotherapists in Sports and Exercise Medicine (www.physiosinsport.org) in Zusammenarbeit mit der IFSPT (international federation of sports physiotherapy (www.ifspt.org) sowie dem British Journal of Sports Medicine (www.bjsm.bmj.com). Die Konferenz stand ganz unter dem Zeichen optimal loading in sport. Bereits 2010 schlug die ACPSEM in ihrem Leitfaden zur Behandlung von Bindegewebsverletzungen (acute management of soft tissue injuries) vor, den Begriff des optimal loadings in den Erstmaßnahmen nach Trauma festzuhalten und anstelle der RICE-Regel (analog zum deutschen PECH: Rest-Ice Compression-Elevation) das Akronym POLICE (Protection-Optimal Loading-Ice-Compression-Elevation) zu verwenden. Daraus ergaben sich die Leitfragen für den Kongress: Welche Art von Belastung ist optimal für welches Gewebe? Wie lange soll man diese Belastungsform anwenden und lässt sich dieser Belastungsaufbau möglichst funktionell gestalten?
Themenbereiche: Die Organisatoren hatten ein eindrückliches zweitätiges Programm mit Topreferenten aus der ganzen Welt zu den Bereichen Knochen, Muskel, Sehne, Nervensystem, und Kapsel-Band-Apparat auf die Beine gestellt und das Interesse von 550 Sportphysiotherapeuten, -medizinern und -wissenschaftlern aus rund 30 Ländern geweckt. Hier ein paar Highlights der beiden spannenden Tage:
Im Bereich Knochen wurde auf die Wichtigkeit des Trainingmonitorings hingewiesen, wobei nicht nur die Häufigkeit, sondern auch die Intensität wichtig sind. Bei 86 % aller Bone Stress Injuries konnten Trainingsfehler nachgewiesen werden. Der Reha-Aufbau sollte sich bei Knochenverletzungen am Schmerz orientieren und schmerzfrei ablaufen.
Im Bereich Muskelverletzungen wurde in den letzten Jahren einiges herausgefunden. So ist z.B. die Faszikellänge als neuer Risikofaktor für Hamstring-Verletzungen erkannt worden, was die Wichtigkeit von exzentrischen Übungen in der Nachbehandlung dieser Muskelverletzungen nochmals unterstreicht. Zudem wurde kürzlich viel mit progressiveren Programmen in der Muskelrehabilitation gearbeitet und es konnte gezeigt werden, dass der Schmerz bei isometrischer Anspannung als Kriterium für die Progression der Übungen schlecht funktioniert und die ganze Rehabilitation stark verzögert, da dieses Kriterium über einen langen Zeitraum bestehen bleibt. Die Rehabilitation muss nicht vollkommen schmerzfrei ablaufen, sollte aber gut erträglich sein und zu keinem Zeitpunkt zur Verschlechterung führen. In einem solchen progressiven Modell konnten Nordic Hamstring Exercises bei Grad I und II Verletzungen bereits um den 5. Tag eingeführt und die Gesamtzeit der Reha verkürzt werden.
Bei den Tendinopathien ist in den letzten Jahren einiges erforscht worden und das Stichwort hier ist Tendon Neuroplastic Training (TNT). Die Australische Arbeitsgruppe rund um Ebonie Rio und Jill Cook befasst sich nicht nur mit dem Aufbau der Belastung, sondern auch mit der motorischen Kontrolle. Es konnte nachgewiesen werden, dass Personen mit einer Tendinopathie der Patellarsehne motorische und sensorische Veränderungen sowohl bei der Erregbarkeit als auch bei der Inhibition aufweisen, sie sind also, bildlich gesprochen, gleichzeitig mit Vollgas und angezogener Bremse unterwegs. In der Rehabilitation konnte gezeigt werden, dass Training mit Metronom (external pacing) im Motor Cortex eine Normalisierung dieser Dysfunktionen bewirkt und sich die Variablen Schmerz, Kraft und „motor drive“ verbessern. Diese Form des heavy slow resistance trainings belastet konzentrisch 3 Sekunden und exzentrisch 4 Sekunden und verwendet die Variablen eines Hypetrophie Trainings. Dieselbe Studiengruppe beschäftigte sich mit Schmerzmodulation während der Saison durch die Verwendung von isometrisch gehaltenen Kontraktionen unmittelbar vor dem Training für 5 × 45 Sekunden (bei 70–80 % der maximal möglichen Anspannung) und konnte einen sofortigen Effekt auf Schmerzen nachweisen. Natürlich sind diese Maßnahmen nur ein Teil eines gesamten Reha-Aufbaus, wobei auch der Energieabsorption der Sehne in der Endphase Rechnung getragen werden muss.
Kritische Punkte: Beim Kongress wurden auch kritische Punkte angesprochen. Kliniker können sich noch in vielen Fällen verbessern. So wurde beispielsweise appelliert, Verlaufsmessungen im Sinne der Evidence based Practice kritisch zu hinterfragen und diese so zu wählen, dass sie dem Belastungsanspruch des Gewebes, des Individuums und dem Ziel „Rückkehr zum Leistungssport“ gerecht werden. Zudem wurde gezeigt, dass ein konsequenter, an das Gewebe und das Individuum angepasster Belastungsaufbau oft besser funktioniert als eine Operation.
Mein Fazit Als Teilnehmende blicke ich auf 2 gelungene Tage an einem imposanten Kongressort zurück. Der dritte Weltkongress findet im Oktober 2019 in Vancouver statt (www.spc2019.ca). Vielleicht treffen wir uns dort.
Martina Leusch, Herausgeberin