Gesundheitswesen 2019; 81(05): 382-390
DOI: 10.1055/a-0586-3551
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Arbeitsbedingungen und psychische Gesundheit bei sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ärzten: Ein bundesweiter Vergleich mit einer repräsentativen Beschäftigtenstichprobe

Working Conditions and Mental Health Among Salaried Physicians: A Nationwide Comparison With a Representative Sample of Employees
Uwe Rose
1   Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, FB3 Arbeit und Gesundheit, Berlin
,
Grit Müller
1   Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, FB3 Arbeit und Gesundheit, Berlin
,
Gabriele Freude
1   Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, FB3 Arbeit und Gesundheit, Berlin
,
Norbert Kersten
1   Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, FB3 Arbeit und Gesundheit, Berlin
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
17. April 2018 (online)

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Zusammenfassung

Ziel der Studie Unterscheiden sich angestellte Ärzte von anderen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Höhe der Arbeitsbelastungen und Fehlbeanspruchungen sowie deren Assoziation? Diesen Fragen geht die vorliegende Studie durch einen Vergleich zweier repräsentativer Stichproben nach.

Methodik Im Rahmen computergestützter Interviews wurden psychosoziale Belastungen erfasst und durch Fragen zu Burnout und depressiven Symptomen ergänzt. Die Zusammenhangsanalysen erfolgten über lineare Regressionsanalysen, in denen berufsgruppenspezifische Unterschiede als Interaktionseffekte mit einbezogen wurden.

Ergebnisse Der Summenwert für die Erfassung der depressiven Symptomatik war bei Ärzten und Ärztinnen geringer als in den Vergleichsgruppen. Bei den Ärzten lagen zudem höhere Burnoutwerte vor. Quantitative Arbeitsanforderungen und Arbeitsplatzunsicherheit gingen mit der Erhöhung der Skalenwerte für Burnout und depressive Symptomatik einher. Beiträge zur Verringerung beider Skalenwerte lieferten eine höhere Führungsqualität, Rollenklarheit und ein höherer Entscheidungsspielraum. Weitere Effekte waren für Wochenarbeitszeit (Frauen) und Anzahl der Nachtschichten (Männer) nachweisbar. Der moderierende Einfluss der Berufsgruppe zeigt sich bei quantitativen Anforderungen und Entscheidungsspielraum.

Schlussfolgerung Die untersuchten Arbeitsbedingungen sind in den Vergleichsgruppen in ähnlicher Weise mit den Indikatoren der psychischen Gesundheit assoziiert. Höhere Arbeitsbelastungen und Burnout-Werte liegen bei den Ärzten vor, jedoch keine Hinweise auf eine stärkere depressive Symptomatik.

Abstract

Aim Do the amount of workload, strain and the association between both differ between employed physician and other employees subject to social security contributions? This is investigated in this present study by comparing two representative samples.

Methods Psycho-social working conditions were by assessed computer-assisted personal interviews and supplemented by questions about burnout and depressive symptoms. The associations were investigated by linear regression analysis including moderating effects due to differences between occupations.

Results The score for depressive symptoms was lower among male and female physicians than in the comparison groups. Moreover, male physician had higher scores for burnout. Quantitative demands and job insecurity were associated with an increase of scores for burnout and depressive symptoms. Higher quality of leadership, role clarity, and decision latitude contributed to a decrease of both scores. Additional effects were found for hours worked per week (females) and number of night shifts (males). The moderating effect of occupational group was detected for quantitative demands and decision latitude.

Conclusion The associations of working conditions with mental health indicators are similar in the compared groups. There is a higher workload and higher level of burnout among physicians but there is no indication for more depressive symptoms.