
Zusammenfassung
Hintergrund Die traumatische Hüftgelenkluxation im Kindes- und Jugendalter stellt eine Rarität da. Verletzungsmechanismus ist i. d. R. ein Hochrasanztrauma. Nach geschlossener Reposition hängt die weitere Behandlung vom genauen Verletzungsmuster ab, das sich mittels Schnittbilddiagnostik darstellen lässt. Ziel dieser retrospektiven Untersuchung war es, die Häufigkeit von relevanten Begleitverletzungen nach traumatischer Hüftgelenkluxation bei Kindern und Jugendlichen zu erfassen und die Notwendigkeit einer gezielten Diagnostik zu überprüfen.
Patienten/Material und Methoden In diese retrospektive Fallserie wurden 8 Patienten im Alter unter 18 Jahren mit einer isolierten Hüftgelenkluxation ohne Azetabulumfraktur zwischen 2001 und 2017 erfasst, die noch am Unfalltag notfallmäßig in Kurznarkose geschlossen reponiert wurden. In 5 Fällen wurde nach Reposition ein Magnetresonanztomogramm (MRT) und in 3 Fällen ein Computertomogramm (CT) zur diagnostischen Bilanzierung des Verletzungsausmaßes durchgeführt.
Ergebnisse Zwei Mädchen und 6 Jungen mit einem Durchschnittsalter von 11 (5 – 16) Jahren konnten eingeschlossen werden. Bei 2 Patienten ergab sich nach geschlossener Reposition im CT ein freier knöcherner Gelenkkörper im dorsalen Gelenkspalt. Intraoperativ zeigte sich in beiden Fällen zusätzlich eine Interposition des Labrums in den Gelenkspalt. Bei einem Patienten, bei dem nach geschlossener Reposition ein MRT durchgeführt wurde, war das Labrum in den Gelenkspalt interponiert. Intraoperativ bestätigte sich der MRT-Befund. Bei 4 weiteren Patienten zeigte sich im MRT nach geschlossener Reposition keine Labrumverletzung. Als weitere Begleitverletzungen wurden ein Abriss der Spina iliaca anterior inferior sowie eine Ruptur des Lig. capitis femoris beschrieben.
Schlussfolgerung Das MRT nach traumatischen Hüftgelenkluxationen im Kindes- und Jugendalter gewinnt zunehmend an Bedeutung. Das Fehlen eines chondralen oder osteochondralen Fragments im CT schließt eine Verletzung oder Interposition des Labrums nicht aus. Basierend auf den Ergebnissen dieser Untersuchung wird daher das MRT möglichst zeitnah nach geschlossener Reposition einer traumatischen Hüftgelenkluxation grundsätzlich empfohlen.
Schlüsselwörter
MRT - CT - Labrumläsion - freier Gelenkkörper - traumatische Hüftgelenkluxation