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DOI: 10.1055/a-0612-0644
Critical Bleeding – Das sollten Sie wissen für die Ergänzungsprüfung
Publication History
Publication Date:
20 November 2018 (online)
retten! macht Sie fit für den Notfallsanitäter: In jeder Ausgabe arbeiten wir anhand eines Fallbeispiels einen interessanten Einsatz algorithmenkonform auf. Anhand von exemplarischen Fragen zu erweiterten Notfallmaßnahmen, Kommunikation und Rahmenbedingungen können Sie sich auf die Ergänzungsprüfung vorbereiten – egal, in welchem Bundesland Sie arbeiten.
von Dr. Thomas Ahne, Facharzt für Anästhesiologie mit Zusatzbezeichnung Notfallmedizin
Beim Management kritischer Blutungen muss zwischen inneren und äußeren Blutungen unterschieden werden – in diesem Artikel werden die externen Blutverluste behandelt. Dabei sind die Behandlungschancen vergleichsweise gut, denn die wichtigste Maßnahme ist grundsätzlich immer möglich: die Kompression. Beim ersten Mal ist vielleicht etwas Überwindung nötig, und man bindet dadurch einen Helfer – es gibt jedoch keine effektivere Maßnahme der Blutungskontrolle. Alle weiteren Maßnahmen und Hilfsmittel sind in der Priorität nachrangig (wenn auch oft unumgänglich und, an sich, auch wiederum sehr effektiv).
Betonen möchte ich nochmals die Bedeutung des Wundverbands und v. a. des Druckverbands, wie er uns alle bereits im Erste-Hilfe-Kurs gelehrt wurde. Leider gerät dieser in der Hektik des Realeinsatzes manchmal in Vergessenheit. Ich finde es angemessen und gut, dass mittlerweile ein Großteil der Rettungsmittel auch mit Tourniquets ausgestattet ist, die bei nicht anders zu beherrschenden Extremitätenblutungen ihre absolute Berechtigung haben. Sie sind aber nicht ohne Risiken und Nebenwirkungen. Im Bereich der taktischen Medizin und beim Massenanfall von Verletzten mag es anders sein, aber bei der Individualversorgung an einem sicheren Ort sollte daher zunächst versucht werden, auch ohne ein Tourniquet auszukommen. Dabei sind auch die im Artikel beschriebenen lokalen Maßnahmen wie das Wound Packing und die Verwendung von Hämostyptika auszuschöpfen. All dies sollte zudem zügig und ohne zögerndes Abwarten geschehen, denn die Zeit bis zur (eigentlich immer folgenden) chirurgischen Versorgung ist ein kritischer Faktor.
Eine forcierte Volumengabe ist nur bei nicht tolerabler Hypotonie (siehe permissive Hypotonie im Artikel) angezeigt, da ansonsten die negativen Eigenschaften der Infusionslösungen die positiven Effekte überwiegen. Über die präklinische Gabe von Blut- oder Gerinnungspräparaten bei äußeren Blutungen sollten wir uns erst Gedanken machen, wenn alle o. g. Behandlungsoptionen ausgeschöpft sind und die Situation noch immer nicht unter Kontrolle ist. Diese verzweifelten Situationen sind hierzulande glücklicherweise sehr selten.
Übrigens: Der Leitspruch heißt zwar plakativ „Stop the Bleeding“, viel eher sollte unser präklinisches Ziel aber die Kontrolle der Blutung sein. Dann ist ein zügiger Transport anzustreben und keine Zeit zu verlieren. Auf jeden Fall sollte die kritische Blutung bei der Klinikanmeldung genannt werden, damit die dortigen materiellen und personellen Ressourcen effektiv genutzt werden können.