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DOI: 10.1055/a-0617-6662
Eine Geschichte der Technik und Produktion der Elektrokrampftherapie
Publication History
Publication Date:
03 July 2018 (online)
Invasive Therapien im 20. Jahrhundert werden zunehmend zum Thema der Psychiatriegeschichtsschreibung. So auch in der vorliegenden instruktiven Studie des Heidelberger Historikers Max Gawlich über die Einführung der Elektrokrampftherapie zwischen 1938 und 1950 in Deutschland, der Schweiz und Großbritannien. Das Verfahren zur Auslösung von epileptischen Anfällen durch elektrischen Strom zu therapeutischen Zwecken wurde erstmals 1938 in Rom als „Elektroschock“ am Menschen erprobt und verbreitete sich innerhalb von knapp zwei Jahren weltweit. Die Kontroversen begannen früh: 1947 urteilten Walter v. Baeyer und Wilhelm Grobe, die nun unter der Bezeichnung „Elektrokrampftherapie“ firmierende Methode sei „wahrscheinlich nur eine symptomatische, allerdings sehr vielseitig ansetzende Behandlungsweise“, während Werner Leibbrand sie im gleichen Jahr in „bedenkliche Nähe zum scharfrichterlichen Handeln“ rückte. Gawlich argumentiert, die Fehden zwischen Gegnern und Befürwortern hätten bisher auch die historische Auseinandersetzung überformt. Demgegenüber stützt er sich auf die neuere geschichtswissenschaftliche Strömung des „material turn“ und die Historisierung des technischen Apparates selbst.